Wer wünscht sich das nicht? Man schließt die Haustür seines vernetzten Hauses auf, die Wäsche ist gerade fertig gewaschen, das Wohnzimmer ist gemütlich warm, über das Smart Phone hat man schon auf dem Weg nach Hause den Backofen vorgeheizt und zur Kontrolle den aktuellen Energieverbrauch abgerufen, um auch noch die letzten Stromfresser im Haus zu identifizieren.
Ist das das Haus der Zukunft? Viele dieser Visionen sind schon heute umsetzbar wie der Verein Connected Living und die Fraunhofer-Institute mit ihren Innovationen auf der CeBIT 2010 zeigten.
Connected Living ist ein Verein, der im Sommer 2009 von der Technischen Universität Berlin/DAI-Labor gegründet wurde. Zu dem Partnernetzwerk gehören zurzeit 25 Unternehmen und wissenschaftliche Institutionen aus verschiedenen Branchen (u.a. Deutsche Telekom, Vattenfall, AOK), die sich für einen einheitlichen Standard der Heimvernetzung einsetzen.
Ziel ist es, ein vernetztes Haus zu schaffen, in dem Unterhaltungselektronik, Informationstechnik, Telekommunikation und Gebäudetechnik herstellerübergreifend über die Connected Living Home Service Plattform miteinander kommunizieren und von dem Bewohner ohne Fachwissen gesteuert werden können.
Technische Grundlage des Innovationszentrums ist das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderte Projekt Service Centric Home (SerCHo). Die Besucher der CeBIT 2010 konnten im Future Parc in Halle 9 das Haus der Zukunft besichtigen.
In der Küche wurde demonstriert, wie verschiedene Elektrogeräte in das Netzwerk eingebunden werden können, um so den Komfort zu erhöhen und Energie zu sparen. Mit Hilfe des „4 Star Cooking Assistant“ werden dem Bewohner Rezepte vorgeschlagen und automatisch eine Einkaufsliste generiert, die sich auf einem mobilen Endgerät mit in den Supermarkt nehmen lässt.
Nebenan findet sich das private Fitnessstudio. Auf dem vernetzten Heimtrainer werden durch die Simulation per Google Earth verschiedenste Trainingsstrecken zugänglich. Gleichzeitig werden Herzschlag und Blutdruck durch den virtuellen Vitalcoach überwacht, der individuelle Trainings- und Ernährungspläne zusammenstellt. Über eine Internet-Telefonverbindung kann auch gemeinsam mit dem besten Freund trainiert werden, der kilometerweit entfernt wohnt.
Vom Wohnzimmer aus ist die Steuerung des Heimnetzwerks möglich. Aber auch von unterwegs kann per Smart Phone auf die unterschiedlichen Elemente zugegriffen werden. Mehrere Institute der Fraunhofer-Gesellschaft präsentierten auf der CeBIT ein begehbares Haus, in dem die Besucher die Möglichkeiten der Zukunft live erleben konnten.
Im Bereich Smart Metering demonstrierten Wissenschaftler des Fraunhofer FIT, wie der Verbraucher mit seinem Mobiltelefon als Anzeige- und Steuergerät den Verbrauch seiner Geräte kontrollieren kann. Dazu erhält jedes Gerät einen Power-Plogg, einen Adapter, der zwischen Stecker und Steckdose geschaltet wird. So wird der aktuelle Stromverbrauch per Funk an den PC gesendet und Stromfresser können direkt am Bildschirm abgelesen werden.
Basis ist die vom Institut entwickelte Middleware „Hydra“. Darüber hinaus kann man sich mit dem Handy den Verbrauch pro Raum anzeigen lassen, Geräte ein- und ausschalten oder Lampen dimmen. Es ist sogar möglich, den Sucher der Handykamera auf ein Gerät zu richten und dann direkt den aktuellen Energieverbrauch angezeigt zu bekommen.
Foto: E. Geratz
Das Fraunhofer IIS stellte die Audio Communication Engine vor. Künftig kann man sich mit Freunden oder Verwandten virtuell am Wohnzimmertisch zu einem gemeinsamen Spieleabend treffen. Das Konzept der vernetzten Haushalte und die Audio Communication Engine sind Teil des EU-Projekts „together anywhere, together anytime“.
Weiterer Vertreter der Fraunhofer-Gesellschaft war das Heinrich-Hertz-Institut. Vor zwei Jahren hat das Institut ein System vorgestellt, um einen Computer mit Hilfe von Gesten zu steuern. Auf der CeBIT haben die Fraunhofer-Forscher ein System für die Küche der Zukunft aufgebaut. Über einen Bildschirm an der Wand kann der Koch sich z. B. Rezepte anzeigen lassen, Videos ansehen, Musik abspielen oder telefonieren.
Geblättert werden kann per Wischbewegung, mit einer anderen Geste kann das Licht, die Dunstabzugshaube oder der Herd eingeschaltet werden, ohne dafür die Hände waschen zu müssen. Zwei leicht schräg stehende Infrarot-Kameras erfassen Hand oder Finger von oben oder unten. Eine Software erkennt die Gesten und setzt diese in Steuerbefehle um. Die Anwendungen für dieses iPoint 3D-Konzept sind vielfältig, es ist unter anderem ein Einsatz im medizinischen Bereich oder für Computerspiele denkbar.
Was die Zukunft uns wohl noch alles bringen wird!?