Archiv für den Monat: Januar 2012

e-motion 2012: Start der aktuellen Themenreihe

In Vorbereitung auf die Tagung e-motion 2012 (24.-25.05.2012; Friedrichshafen) werden wir ab sofort in regelmäßigen Abständen Beiträge über Studien, aktuelle Debatten sowie Forschungsergebnisse aus der Begleitforschung zu T-City berichten. Dabei stellen wir in Anlehnung an die zentralen Inhalte der Tagung folgende Themen vor: Smart Cities, Energy (Februar), E-Health (März) und E-Government (April).

Zeitnah zur e-motion Tagung werden wir ein Buch mit den Ergebnissen der Begleitforschung zum Projekt T-City herausgeben, welches sowohl auf den aktuellen Smart City-Diskurs eingeht, als auch die konkrete Umsetzung des T-City Projekts in Friedrichshafen beleuchtet und evaluiert. Weitere Informationen folgen später.

Mobile Datennutzung: Occupy the Downlink

In Anbetracht der zunehmenden Verbreitung von Laptops, Smartphones und Tablets verwundert es kaum, wenn das Britische Beratungsunternehmen Arieso berichtet, dass die weltweite Datennutzung stetig steigt.

Interessant an dem nun veröffentlichten Bericht ist jedoch die stark variierende Nutzung von mobilen Internetverbindungen. Eine 24-stündige Stichprobe, die im November 2011 unter 1.1 Millionen Kunden eines europäischen Mobilfunkanbieters erhoben wurde, ergab, dass 1 Prozent der Nutzer für die Hälfte des gesamten Datenumsatzes verantwortlich war. Die obersten drei Prozent der stärksten Nutzer verursachten sogar 70 Prozent des gesamten mobilen Datenaufkommens.

Während sich die Netzbetreiber und Gerätehersteller an steigenden Einnahmen durch kostspieligere Verträge und Endgeräte erfreuen, machen die steigende Verbreitung und starke Gerätenutzung den weiteren Ausbau der Netze unumgänglich. Insbesondere in Großstädten in Europa und den USA kommt es immer wieder zu Engpässen bei der Datenübermittlung, die schlimmstenfalls in abgebrochenen Anrufen oder nichtladenden Webseiten gipfeln.

Den Unmut der Nutzer über diese Situation hat hierzulande zuletzt O2 in Form der Aktion „Wir sind Einzelfall“ zu spüren bekommen. Innerhalb von kürzester Zeit wurden die Beschwerden von 7.700 Nutzern (Stand 29.11.2011) gesammelt und die Presseabteilung der Telefonica Tochter musste eingestehen, dass der Netzausbau mit dem derzeitigen Smartphone-Boom nicht Schritt halten kann.

Da anzunehmen ist, dass das Wachstum bei mobilen Endgeräten und die damit verbundene Datennutzung in naher Zukunft nicht wesentlich abebben werden (laut Ericsson sind derzeit „erst“ 13.2 Prozent der weltweit 6.1 Milliarden Handys Smartphones) bleibt abzuwarten, wie Netzbetreiber auf die bestehenden Probleme reagieren. In den USA werden „unbegrenzte“ Angebote mittlerweile mit einer Obergrenze beim Datenvolumen versehen. Nutzer, die auch nach Erreichen dieser Grenze weiterhin im Internet unterwegs sein möchten, werden zusätzlich zur Kasse gebeten.

Themenreihe e-motion 2012: Smart Cities – Ranking von europäischen Mittelstädten

Im gegenseitigen Wettbewerb der Städte um Einwohner und Unternehmen ist das Thema Smart Cities nicht nur für Großstädte, sondern vor allem auch für Mittelstädte relevant. Dies haben Wissenschaftler der TU Wien in Zusammenarbeit mit der Universität Ljubljana und der TU Delft mit dem Ranking of European medium-sized cities herausgestellt. Bei diesem Ranking haben sie 70 europäische Mittelstädte zwischen 100.000 und 500.000 Einwohnern anhand eines dazu entwickelten Indikatorensystems untersucht und miteinander verglichen.

2007 wurde hierzu der Abschlussbericht vorgelegt. Eine zweite Evaluationsrunde in Abhängigkeit der weiteren Datenverfügbarkeit war laut einer Pressemitteilung für drei Jahre später geplant. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass die smartesten Mittelstädte Europas in den Beneluxstaaten, Finnland, Dänemark, Österreich und Deutschland liegen.

Die folgende Grafik stellt die Lage der 20 smartesten Mittelstädte in Europa dar:

Smarte Mittelstädte in Europa

Das entwickelte Indikatorensystem setzt sich dabei aus drei Ebenen zusammen. Übergeordnet umfasst das System sechs Eigenschaften bzw. Bereiche einer Smart City:

–    Smart Economy,
–    Smart People,
–    Smart Governance,
–    Smart Mobility,
–    Smart Environment,
–    Smart Living.

Zu diesen Eigenschaften werden auf einer zweiten Ebene insgesamt 31 Faktoren definiert, welche auf einer dritten Ebene wiederum mithilfe von insgesamt 74 Indikatoren konkretisiert werden. Eine Übersicht dazu findet sich hier. Der Bereich Smart People umfasst zum Beispiel folgende Faktoren: Level of qualification, Affinity to life long learning, Social and ethnic plurality, Flexibility, Creativity, Cosmopolitanism/Openmindedness und Participation in public life. Welche Faktoren die anderen Eigenschaften umfassen, kann auf der Homepage des Forschungsprojektes eingesehen werden.

Im Vergleich der einzelnen Eigenschaften der Smart City zeigen sich allerdings auch Unterschiede zwischen den Städten. So weichen die Ergebnisse in Bezug auf die einzelnen Eigenschaften von der Gesamtbewertung ab. Folgende der untersuchten Städte liegen bei den einzelnen Eigenschaften auf Platz 1:

–    Smart Economy: Luxembourg (LU) (Gesamtplatzierung = 1)
–    Smart People: Aarhus (DK) (Gesamtplatzierung = 2)
–    Smart Governance: Tampere (FI) (Gesamtplatzierung = 6)
–    Smart Mobility: Maastricht (NL) (Gesamtplatzierung = 18)
–    Smart Environment: Montpellier (FR) (Gesamtplatzierung = 11)
–    Smart Living: Salzburg (AT) (Gesamtplatzierung = 10)

Die beste deutsche Mittelstadt ist Göttingen auf Rang 22. Die folgende Grafik zeigt dabei die einzelnen Eigenschaften mit den entsprechenden Indikatoren:

Göttingen

Die Stärke des Instruments sehen die Forscher laut eigenen Angaben darin, dass es zum einen den Status Quo aufzeigt, zum anderen aber auch Veränderungen in der Positionierung der Städte über die Zeit sichtbar macht, wodurch zeitliche Vergleiche möglich werden. Ebenfalls werden über die Abänderung einzelner Faktoren Veränderungen in der Gesamtpositionierung sichtbar. So können Stärken und Schwächen in Schlüsselbereichen identifiziert werden, welche Potenziale für eine Verbesserung in dem einzelnen Bereich aufzeigen. Dadurch ergibt sich letztlich eine individuelle Möglichkeit zur Steigerung der städtischen Attraktivität.

Für Göttingen zeigen sich so zum Beispiel Stärken in Bezug auf den Faktor Innovatives Umfeld in der Eigenschaft Smart Economy. Schwächen lassen sich dagegen im Faktor Flexibilität und Cosmopolitanism der Eigenschaft Smart People erkennen, wie die Studie ergab.

Mithilfe des Vergleichs dieser Indikatoren und Eigenschaften kann schließlich auch eine Definition von Smart Cities erfolgen. So gilt laut dem Projektleiter Prof. Dr. Rudolf Giffinger „eine Mittelstadt dann als Smart City, wenn sie anhand der Kombination aus lokalen Gegebenheiten und den gesetzten Aktivitäten von Politik, Wirtschaft und Bewohnern eine zukunftsfähige Entwicklung in den sechs Eigenschaften aufweist.“

Warum gerade Mittelstädte Potenzial aus der Smartness schöpfen können, beschreibt Prof. Dr. Giffinger:

„120 Millionen Menschen leben in rund 600 Städten dieser Größe, das sind knapp 40 Prozent aller Stadtbewohner Europas. Sie haben enormes Potenzial und stehen dennoch oft im Schatten der großen Metropolen. Sie haben Schwierigkeiten, sich zu positionieren, kämpfen manchmal mit Imageproblemen und werden von Investoren übersehen. Dabei haben sie einen bedeutenden Vorteil: Aufgrund ihrer Größe sind sie flexibel und können mit Smartness punkten.“

In wie weit die Städte dieses Potenzial auch nutzen und umsetzen können, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab. Dennoch ist dieses Instrument hilfreich, um eigene Chancen zu ermitteln und gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Welche Bereiche Smart Cities noch umfassen können und welche Möglichkeiten zur Umsetzung es gibt, werden wir anhand gezielter Beispiele aus dem Projekt T-City auch auf der Tagung e-motion 2012 beleuchten.

Köln wird smart

Köln wird smart! Der Titel „SmartCity Cologne“ bezeichnet die Partnerschaft der Stadt Köln und des Energieversorgungsunternehmens RheinEnergie, welche unter der Koordination der beiden Partner verschiedene nachhaltige Einzelprojekte für den Klimaschutz umfasst. Mit diesen Projekten soll sowohl zu einer CO2-Reduktion und der Förderung erneuerbarer Energien, als auch zu einer Steigerung der Lebensqualität in Köln beitragen werden, wie KölnAgenda berichtet.

Im vergangenen Dezember hat dazu der Stadtrat die Investition von 900.000 Euro in die Umsetzung solcher Projekte in 2012 beschlossen. Mittelfristig sollen 1,36 Millionen Euro investiert werden. Zudem wurde laut der Stadt Köln vom Stadtrat ein Sofortmaßnahmenprogramm für den Klimaschutz verabschiedet (siehe auch unten). Im Rahmen von SmartCity Cologne sollen vorerst neben bereits bestehenden Initiativen wie „Cologne E-mobil“ oder der Nutzung von Solartechnik auch das Smart Metering vorangebracht werden.

So werden derzeit in Köln – ähnlich wie bereits seit 2008 in Friedrichshafen im Rahmen von T-City umgesetzt und getestet – 30.000 Smart Meter in Wohnungen von 350 größeren Wohnhäusern eingebaut, welche den individuellen Verbrauch für Strom, Gas, Wärme und Wasser im 15-Minuten-Takt digital erfassen. Zuvor hat die RheinEnergie laut ihrer Pressemitteilung über zwei Jahre verschiedene technische Komponenten wie Smart Meter, Datensammler und entsprechende Kommunikations- und Übertragungstechnik in mehreren hundert Kölner Haushalten getestet.

Die Nutzer können die Daten dann im Internet abrufen, wie die Stadt Köln schreibt, um den jeweiligen Verbrauch zu erfassen. Zudem möchte die RheinEnergie spezielle Tarife anbieten, die an den Verbrauch angepasst sind. Von der SAP AG (Walldorf) stammt die IT-Software, mit deren Hilfe sich die erfassten und übermittelten Verbrauchsdaten effizient verarbeiten lassen.

Des Weiteren plant die Stadt im Rahmen des Konzepts SmartCity Cologne die Einrichtung eines Klima-Veedels oder einer Klima-Straße. Diese werden mit den aktuell bereits möglichen Techniken für einen nachhaltigen Energieverbrauch ausgestattet und umfassen nach Angaben der Stadt Köln unter anderem eine dimmbare LED-Straßenbeleuchtung, eine Ladestation für Elektroautos, klimaschonend ausgestattete Häuser oder die Abwärmenutzung in Restaurants. Der genaue Standort ist allerdings noch unklar. Report-k.de berichtet aber, dass die Entscheidung über den möglichen Ort frühestens im März getroffen wird und dass bis zum kommenden Herbst dann zusammen mit den Anwohnern eine erste Bilanz zum derzeitigen Energie-Verbrauch erstellt werden kann.

Wie die Stadt Köln berichtet, umfasst das generelle Maßnahmenpaket für möglichst kurzfristig erreichbare Klimaschutzwirkungen unter anderem den Aufbau und die Optimierung eines Energiemanagements bei den Kultureinrichtungen und in städtischen Gebäuden, die Initiierung weiterer Leuchtturmprojekte wie Klimaschutzsiedlungen, die Umsetzung von Stromsparinitiativen mit der Verbraucherschutzzentrale und der Caritas, Klimapartnerschaften zwischen Unternehmen und der Stadt, den Aufbau eines Wärmeatlanten zum Ausbau der Fern- und Nahwärmeversorgung, die Förderung des Fahrradverkehrs in Köln durch zusätzliche sichere Abstellanlagen, mehr Dienstfahrräder für die Stadtverwaltung ebenso wie den Ausbau der Job-Ticket Angebote im Stadtwerkekonzern. Diese einzelnen Maßnahmen sind Bestandteil des sogenannten Integrierten Klimaschutzkonzeptes für Köln, welches die Verwaltung in diesem Jahr vorlegen möchte. An der Umsetzung soll die gesamte Stadtgesellschaft mit einbezogen werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen.