Am 3./4. Juli nahm Michael Lobeck am Experten-Workshop „Rechnende Räume als verletzliche Erfahrungswelten“ teil, der in Berlin vom „Forum Privatheit“ organisiert wurde. Ca. 50 Vertreter vor allem aus der Wissenschaft folgten der Einladung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI aus Karlsruhe, das den Forschungsverbund organisiert. Die Diskussion berührte viele Aspekte, die auch für Akteure der Stadtentwicklung, die sich in das Feld der Informationstechnologie begeben (Stichwort: Smarte Städte), von Bedeutung sind. Weiterlesen
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„Stadt von Übermorgen – Smart Cities“. Vortrag zum Fachgespräch des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) am 25. Juni 2014 in Bonn
Am 25. Juni 2014 lud Dr. Peter Jakubowski vom Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zu einem Fachgespräch zu Smart Cities ein. Aufbauend auf einem Diskussionspapier sollten verschiedene Experten die Aspekte des Themas vertiefen, die für die Fragen der strategischen Stadtentwicklung von Bedeutung sind. Michael Lobeck präsentierte sowohl die Erfahrungen der Evaluation von T-City, dem Smart-City-Projekt von Deutscher Telekom und Stadt Friedrichshafen als auch Ausblicke auf Entwicklungen der Zukunft, die für Stadtentwicklung eine hohe Relevanz haben. Das T-City-Projekt wurde von der Arbeitsgruppe Stadt- und Regionalforschung des Geographischen Instituts der Unversität Bonn über die Laufzeit von sechs Jahren evaluiert. Weiterlesen
Vortrag “Smart City: Das Bild der Stadt wird sich ändern” auf dem Kongress der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (AKNW) 2014 in Venedig
Vom 28. Mai bis 1. Juni 2014 hatte die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (AKNW) zu ihrem alle zwei Jahre stattfindenden Inselkongress eingeladen. Diesmal trafen sich mehr als 300 nordrhein-westfälische ArchitektInnen und LandschaftsplanerInnen in Venedig um über das Thema “Zukunftsaufgabe Energieversorgung: Aus Politik wird Planung!” zu diskutieren. Es ging um die Frage, welche Rolle die Planerinnen und Planer bei der Energiewende spielen können, sollen und wollen. Weiterlesen
„Hier demonstriert das Internet“
„Hier demonstriert das Internet„. Mit diesen Worten erklärte Peter Zschunke (@pedromiramis) fragend dreinblickenden Passanten, was sich bei der Berliner Anti-ACTA Demo unter den Linden abspielte.
In der Hauptstadt und in mehr als 60 anderen deutschen Städten fanden sich am vergangenen Samstag mehrere zehntausend Menschen ein, um ihren Widerstand gegen das Anti-Counterfeiting Trade Agreement, kurz ACTA, zum Ausdruck zu bringen. Dieses Abkommen hat die Einrichtung internationaler Standards im Kampf gegen Produktpiraterie und Urheberrechtsverletzungen zum Ziel.
Die überwiegend jungen Demonstranten trotzten den Minusgraden und machten ihrer Unzufriedenheit gegenüber den Filmstudios, Plattenfirmen und Regierungen Luft, die ACTA auf den Weg gebracht haben. Ihre Befürchtung: ACTA wird das Internet nachhaltig verändern und dessen Grundgedanken des freien Informationsaustausches weitgehend einschränken.
Den Protesten in Deutschland waren Protestkundgebungen in Großbritannien, Schweden und Polen vorausgegangen die die Demonstranten in Deutschland sehr motiviert hatten.
Deutschland hat seine Zustimmung zu ACTA vorerst verweigert, da Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger [FDP] neuerliche Bedenken bezüglich des Abkommens geäußert hat.
Die vollständig vernetzte Smart Town Fujisawa als nachhaltige Stadt von morgen
Eine rundum vernetzte Smart City in neuem Ausmaß wird derzeit in Japan geplant und realisiert. Der Elektronikkonzern Panasonic verwirklicht in Fujisawa (eine Stadt südlich von Tokio) eine komplett vernetzte und klimafreundliche Musterstadt, welche ihren Strombedarf selbst decken kann und schlüsselfertig mit allen Funktionen vom Unternehmen errichtet wird, wie Welt Online berichtet. Bei dem Projekt mit dem Titel „Fujisawa Sustainable Smart Town“ (Fujisawa SST) arbeiten laut Angaben von Panasonic neun führende Unternehmen (siehe Beschreibung) mit der Stadt Fujisawa zusammen, um die innovative Smart Town für 1000 Haushalte bis März 2014 zu errichten. Komplett fertiggestellt sein soll die Smart Town bis 2018.
Den Standort für die Realisierung stellt das unbebaute Grundstück auf dem ehemaligen Fabrikgelände von Panasonic dar. Die Planung für die Smart Town beinhaltet eine effiziente Nutzung von Energie durch eine Reihe von energiesparenden Technologien und neuen Lösungen, welche die Energieerzeugung, -speicherung und -verteilung beinhalten. Geplant ist die Installation von Systemen zur Solarenergieerzeugung und von Speicherakkus in der gesamten Stadt, was die Wohnhäuser, verschiedene Einrichtungen und öffentliche Bereiche mit einschließt.
Eine wichtige Funktion kommt in der Thematik natürlich vor allem der Speicherung der Energie zu, da das Energieangebot aus der Sonnen- und Windkraftproduktion schwankt. Durch Rechner wird der Stromfluss gesteuert, damit immer ausreichend Energie im System vorhanden ist. Ein Video von Panasonic gibt dazu einen Einblick in die Planung:
Insgesamt soll die Stadt in mehreren Funktionsebenen aufgebaut werden. Auf der unteren Ebene steuern Zentralrechner das Energie- und Informationsnetz, welches sich auf der mittleren Ebene befindet. Dieses lenkt wiederum die einzelnen Schaltzentralen in den Häusern auf der oberen Ebene. Auch die Computer in den Häusern werden von dem Zentralrechner gelenkt, welche dann über Internetfernseher als Schaltzentrale jegliche Haushaltsgeräte steuern sollen, wie Welt Online schreibt.
Die Bauweise umfasst Fertighäuser des konzerneigenen Anbieters PanaHome. Auf den Dächern der Häuser wird über Solaranlagen Elektrizität erzeugt, welche dann in Abhängigkeit von dem Bedarf verbraucht, ins Netz gespeist oder in Akkus gespeichert wird. Ebenfalls werden Brennstoffzellen installiert, die nachts und bei Bewölkung aus Wasser- und Sauerstoff sauberen Strom und aus der Prozesswärme heißes Wasser gewinnen.
Die Ausstattung der Häuser beinhaltet intelligente und vernetzte Technologien. Das Spektrum umfasst dabei unter anderem mit Licht- und Bewegungssensoren sowie mit dem Internet vernetzte Klimaanlagen, die Helligkeit nach dem Umgebungslicht regulierende Lampen oder auch ein eigenes Energiemanagementsystem. Alle diese genannten Technologien werden laut Welt Online von Panasonic entwickelt und bereit gestellt.
Nach SmartPlanet umfasst die Planung unter anderem folgende „grüne“ Elemente für das Gebiet:
– A “green axis” of vegetation through the town
– “Wind paths” that take the wind’s direction into consideration
– Electric vehicle charging and sharing infrastructure
– Urban planning scenarios that accommodate for all this car sharing and energy storage
– In the home, smart appliances and energy generation and storage hardware
– Energy generation and storage infrastructure for public buildings and places
– Health: medical facilities, senior centers and a pedestrian-friendly layout
Hintergrund der Planungen ist das Bestreben des Konzerns, der grünste und nachhaltigste Anbieter in der Branche für Umwelt- und Energiespar-Technologien zu werden. Daher sollen die bisher einzeln verkauften Produkte zu einem Systemangebot verbunden werden und zukünftig in Form solcher Komplettsysteme für das Energiesparen, die Energiespeicherung und das Energiemanagement für Einzelhaushalte oder wie in Japan für ganze Städte angeboten werden. Weitere Hintergründe über den Wandel in der Ausrichtung des Konzerns finden sich in dem Artikel von Welt Online.
Eine bedeutende Rolle spielt für die Entwicklung auch das große Bevölkerungswachstum in Asien, welches die schnelle Entwicklung neuer Städte erfordert. Daher setzt Panasonic laut eigenen Angaben direkt auf die Entwicklung einer Smart City in vollem Maßstab, anstatt abzuwarten und einzelne Pilotprojekte oder technische Demonstrationen durchzuführen.
Die Entwicklung im Bereich des Energiesparens und -managements auf dem Wohnungsmarkt gestalten in Japan übrigens neben Elektronikkonzernen wie Panasonic auch Autokonzerne mit, welche eigene Fertighaussparten besitzen. So verweist Welt Online auf das Beispiel der „Toyota City“, wo Toyota den Einsatz von Hybridautos als dezentrale Energiespeicher für Ökostrom testet, ebenso wie das „Nissan Smart House 2012“, bei dem in einem Prototyp Solarzellen auf dem Hausdach Strom produzieren, der dann in dem Autoakku gespeichert wird und zwei Tage das Haus mit Strom versorgen soll.
Das Projekt Fujisawa Sustainable Smart Town zeigt, wie weit fortgeschritten die möglichen Technologien im Bereich der Smart Cities und smarter Energieversorgung bereits sind. Im Vergleich zu dem Projekt T-City in Friedrichshafen lassen sich natürlich ganz andere Möglichkeit entfalten – unabhängig davon inwieweit sich die geplante Umsetzung in der Form technisch realisieren lässt.
In Fujisawa entsteht eine komplett neue Smart Town, in der die Planung direkt auf die neuen Technologien und smarte Energieversorgung ausgelegt sind. In Friedrichshafen dagegen hat das Projekt zum Ziel, eine bereits bestehende Stadt nachzurüsten und zu versuchen, Potenziale auszubauen. Dort werden daher viele Einzelmaßnahmen umgesetzt im Gegensatz zu dem Komplettsystem in Fujisawa.
Dennoch sind beide Ansätze bedeutend – sowohl die Entwicklung komplett neuer Smart Cities mit entsprechenden Technologien als auch die Ausstattung und Aufrüstung bestehender Städte und Haushalte. Denn dort wird sich auch in Zukunft viel Nachholbedarf ergeben. Unklar ist, ob Themen wie der hier vielfach diskutierte Datenschutz und entsprechende Umsetzungsprobleme bei der Planung in Fujisawa ebenfalls eine Rolle spielt. Insgesamt bleibt abzuwarten, welche Erfahrungen und Möglichkeiten sich aus dem zukunftsfähigen Projekt der neuen Smart Town gewinnen lassen!