Bitcoins – Eine alternative Währung?

Wir sind seit langen Zeiten daran gewöhnt, dass von herrschender bzw. regierender Seite ein Monopol auf die Münzausgabe besteht. In den letzten Wochen machen jedoch die Bitcoins die Runde im Netz. Auch wenn deren Erfolg nicht abzusehen ist, stellt diese alternative Währung, welche nach einem dezentralen Prinzip organisiert ist, viele unserer Selbstverständlichkeiten auf den Kopf.

2009 veröffentlicht Satoshi Nakamoto ein Whitepaper, in welchem das Konzept der Bitcoins und deren technischen Grundlagen vorgestellt werden. Das Besondere und Revolutionäre an der Währung ist deren dezentrale Organisation. Dies beginnt schon bei der Geldherstellung, dem sogenannten Mining. Mithilfe eines Computers wird das neue Geld errechnet. Für die Berechnung ist jedoch einiges an Rechenleistung nötig. Ein aktueller handelsüblicher PC würde mehrere Jahre benötigen um einen Block von 50 Bitcoins zu berechnen.

Das System ist so angelegt, dass mit steigender Anzahl an Bitcoins die Rechenprozesse immer komplexer werden und daher mehr Rechen-leistung benötigt um weiteres Geld zu erzeugen. Gleichzeitig verringert sich die Menge an erzeugter Währung pro erfolgreichen Berechnungs-prozess. Bei 21 Millionen Bitcoins wird allerdings das Maximum erreicht sein, was etwa für 2034 erwartet wird. Die Begrenzung soll eine Inflation verhindern. Einer Deflation soll durch die Teilbarkeit bis zur achten Nachkommastelle entgegen gewirkt werden und ist bei Bedarf erweiterbar.

Seit der Abschaffung des Goldstandards muss eine Währung seitens der Bürger anerkannt werden. Der Nationalstaat erzeugt dieses Vertrauen durch die Kapitalkraft der gesamten Volkswirtschaft, gleichzeitig muss die Sicherheit des Geldes gewährleistet sein. Die Bitcoins-Nutzer scheinen ihrer Währung zu glauben, zeitweilig wurde ein Wert von 29 US-Dollar pro Bitcoin erreicht. Des Weiteren gibt es bereits einige wenige Internetshops, die das Geld als Zahlungsmittel anerkennen. Über die Seite Mt. Gox können die Bitcoins wiederum in eine etablierte Währung eingetauscht werden.

Die Sicherheit hingegen soll durch ein aufwendiges, kryptographisches Verfahren gewährleistet werden. Das gesamte Bitcoin-Netzwerk, welches nach dem Peer-to-Peer Prinzip organisiert ist, überprüft und stellt sicher, dass bei einer Transaktion kein gefälschtes oder kopiertes Geld in Umlauf kommt.

Jason Calacanis, ein recht bekannter Technik Blogger, äußerte in einem Interview, dass er Bitcoin für das gefährlichste Open-Source-Projekt aller Zeiten hält, da die neue Währung das Potential hätte, Regierungen und Volkswirtschaften zu destabilisieren. Auch wenn man solch düsteren Szenerien nur schwerlich Glauben schenken mag, wird ein Bedrohungspotential auch von dem „Bundesverband digitaler Wirtschaft (BVDW)“ erkannt und rät von der Nutzung ab:

„Zum einen sind Ausgabe und Kontrolle von Zahlungsmitteln in unserer Gesellschaft eine hoheitliche Aufgabe. Durch die Nutzung von Bitcoins als Zahlungsmittel wird die notwendige Kontrolle durch den Staat in den Fällen von Steuerhinterziehung oder Geldwäsche unmöglich. Deswegen sind Bitcoins schlichtweg gefährlich und haben das Potenzial, der gesamten Gesellschaft eben durch Steuerhinterziehung, Geldwäsche oder andere illegale Geschäfte nachhaltig zu schaden.“

Der Branchenverband rechnet in der Zukunft mit einem Verbot der Währung:

„Wir gehen davon aus, dass ‚Ersatzwährungen‘ wie Bitcoins über kurz oder lang auch durch den Gesetzgeber verboten werden, weil er sich in der Verantwortung sieht, seine Bürger und die Gesellschaft weitreichend zu schützen.“

Wo liegen nun die Gefahren der Bitcoins? Sicherlich wird Bitcoin Möglichkeiten erlauben, illegale Geschäfte zu treiben, doch ist dies auch mit den etablierten Währungen möglich. Es stellt sich die Frage, ob nicht evtl. wirtschaftliche Interessen hinter solch einer Rhetorik stecken könnten. Wenn man bedenkt, dass ein Kreditkarten-dienstleister an einer Transaktion etwa 3 – 5 % des Wertes verdient, lässt sich erahnen, welche ökonomischen Dimensionen mit einer kostenlosen Transaktionsmöglichkeit berührt werden könnten. Zu erwarten wäre, dass die Lobbyverbände tatsächlich versuchen werden, Einfluss auf die Politik zu nehmen um ein Verbot durchzusetzen. Doch ist fraglich, ob sich dies, im Zeitalter des Internets, überhaupt durchsetzen kann. Der rege Zulauf der in Deutschland verbotenen Online-Casinos lässt eher das Gegenteil vermuten.

Gleichzeitig wird das Selbstverständnis des Staates mit einer dezentral organisierten Währung in Frage gestellt. Das Monopol auf die Münzausgabe lag in komplexer organisierten Gesellschaften immer auf Seiten der Herrschenden. Alternative Ansätze wurden in der Vergangenheit unterbunden. Ein bekanntes Beispiel ist die österreichische Stadt Wörgl. Während der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren gab die Regierung Wörgls 1932 das sogenannte Freigeld aus. Damit der Wert des Geldes erhalten blieb, musste monatlich eine Wertmarke für das Geld erworben werden. Das Geld verlor also absehbar beständig an Wert.

Das Experiment war sehr erfolgreich. Die Arbeitslosigkeitsrate sank von 21 auf 15 % während das restliche Österreich weiterhin in der Krise versank. Wörgls Modell erregte damals viel Aufmerksamkeit und wurde unter anderem von John Maynard Keynes bewundert. Weitere Bürgermeister in Österreich wollten die neue Währung in ihren Städten einführen. Im November 1933 entschied das österreichische Verwaltungsgericht jedoch, dass das Freigeld gegen das Gesetz verstoße. Unter Androhung der Armee wurden die Scheine wieder eingezogen.

Heute lebt die Idee in dem sogenannten Regiogeld wieder auf. In Deutschland gibt es mittlerweile 60 solcher Währungen, die sich teilweise am Prinzip des Freigeldes orientieren. Dieses wird jedoch von der Bundesbank beobachtet und toleriert, solange die Verbreitung der Nebenwährungen begrenzt bleibt und damit die Notenbankpolitik nicht gestört wird (FAZ, 16. 11.04) und das Komplementärgeld der vorherrschenden Währung untergeordnet bleibt. Das Geldmonopol des Staates bleibt in diesem Fall unangetastet. Eine Intervention wie im Falle Wörgl, wäre durch die dezentrale Struktur allerdings nicht möglich.

Gleichzeitig gibt es keine Möglichkeit mit Bitcoins eine Art aktive Geldpolitik zu betreiben. Hier ließe sich eine potentielle Gefährdung für die Gesellschaft erkennen, da durch Konjunkturpolitik der gesellschaftliche Zusammenhalt unterstützt werden kann, wie beispielsweise in der Wirtschaftskrise deutlich wurde. Sollte dem elektronischen Geld tatsächlich eines Tages eine größere Bedeutung zukommen und  den Status einer anerkannten Währung genießen, muss bedacht werden, dass keine Instanz korrigierend eingreifen kann. Die Bitcoins wären einer marktradikalen Regulierung unterworfen.

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