Archiv für den Monat: März 2011

Die Zukunft der Mobilität – Stefan Carsten auf der e-motion 2010

Zur Ergänzung der Dokumentation der Tagung e-motion 2010 können hier die zentralen Aspekte und Themen des Vortrags „Wie werden wir morgen mobil sein? Mobilität zwischen Stau und Befreiung durch moderne Informationstechnologien“ von Prof. Dr. Stefan Carsten nachgelesen werden, welcher sich mit der Zukunft der Mobilität befasste.

Wie werden wir morgen mobil sein?Am Anfang seines Vortrags stellte Stefan Carsten, Gastprofessor am Institut für Transportation Design an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, zunächst einige Hypothesen zum Umgang mit der Zukunft vor, um eine Rahmung für die in dem Vortrags-Titel aufgeworfene Frage zu legen. In Anlehnung an de Geus (1998) arbeitete Stefan Carsten heraus, dass wir nicht fähig sind, Vorhersagen über die Zukunft zu treffen, da wir mit den heutigen Denkmustern blind für Veränderungen in unserem Umfeld sind.

Wir versuchen demnach stets Probleme mit Erfahrungen aus der Vergangenheit zu lösen und können dadurch Zukünftiges nicht erkennen, wahrhaben oder begreifen. Zur Verdeutlichung der einleitenden Gedanken bezog sich Stefan Carsten auf die Frage, warum wir seit 30 Jahren im Stau stehen und für dieses Problem bisher keine Lösung gefunden haben.

Obwohl wir die Zukunft nicht kennen oder begreifen können, so betonte Stefan Carsten, sind wir durchaus in der Lage, die Rahmenbedingungen für die zukünftigen Entwicklungen  aufzeigen. Vor diesem Hintergrund stellte er die „Anamnese der Mobilität“ vor, die sich aus der Gesellschaft, der Wirtschaft, der technischen Entwicklung und der Politik zusammensetzt.

Anhand der heutigen Entwicklung in diesen vier Bereichen arbeitete er Faktoren heraus, die das Potenzial besitzen, die Art und Weise zukünftiger Mobilität zu beeinflussen. Hierbei bilden die Post-Fossile Gesellschaft, neue urbane Leitbilder und die zunehmende Digitalisierung bzw. das Always-On, welches durch die neuen IuK-Technologien ermöglicht wird, zentrale Einflusssysteme.

Plenum - Stefan CarstenDie zukünftige Mobilität wird vor allem eine größere Vielfalt an Mobilitätsalternativen bieten sowie eine städtische Mobilität sein, wobei Stefan Carsten darauf hinwies, dass unterschiedliche Ausgangslagen, Anforderungen und Bedürfnisse der einzelnen Städte beachtet werden müssen. Die Automobilität wird sich dahingehend entwickeln, dass automobile Dienstleistungen zunehmen, während das Auto als Statussymbol an Bedeutung verlieren könnte.

Dementsprechend wird der nicht-motorisierte Stadtverkehr womöglich als Alternative an Bedeutung gewinnen. Das Fahrrad als neues Statussymbol oder die e-Mobilität können hier das durch den Bedeutungsverlust des motorisierten Autoverkehrs entstandene Vakuum ausfüllen. Im Bereich des öffentlichen Verkehrs werden eventuell multimodale Mobilitätsmodelle eine größere Rolle spielen, die die Kombination verschiedener Verkehrsanbieter bei der Nutzung ermöglichen und optimieren. Durch die technische Entwicklung kann es zu einem spielerischen Umgang im Bereich der Mobilität sowie zu einer situativ optimalen Mobilitätssteuerung kommen.

Was Stefan Carsten für den Bereich der Personenmobilität herausarbeitete, übertrug er schließlich auch auf den Bereich der Logistik. Unter den heutigen Rahmenbedingungen und den sich abzeichnenden Trends wird sich hier das Zusammenspiel von Fernverkehr, Lagerung und Mikro-Logistik in den Städten verändern.

Impressionen vom T-City-Tag am 23.2.2011 in Friedrichshafen

Der T-City-Tag fand im Zeppelin-Hangar statt, der 1.800 Personen fassen konnte. Die Halle wurde von zwei Shuttle-Bus-Linien aus der Innenstadt heraus im Halbstundentakt angefahren. In der Halle befand sich der mit der Werbung von T-City versehene Zeppelin, davor eine Bühne mit Hintergrundbildern und einer Großleinwand, auf die ausgewählte Szenen von der Bühne oder eingespielte Filme übertragen wurden. Die Veranstaltung wurde von der Schauspielerin und Journalistin Annett Fleischer moderiert. In den Phasen zwischen Präsentationen und Gesprächsrunden wurde Musik eingespielt.

T-City ZeppelinDie Resonanz der Friedrichshafener Bevölkerung war enttäuschend. Es waren wenig Besucher (geschätzt 500 – 800) insgesamt anwesend, vermutlich ein Drittel bestand aus vom Projekt bezahlten Personen (inkl. Ordner, Caterer, Sicherheitsdienste, Telekommitarbeiter, Berater etc.); Stadt und Telekom hatten mit wesentlich mehr Besuchern gerechnet – für die Besucher, die nicht mehr in die Halle passten, war eigens eine Übertragung der Reden ins benachbarte Restaurant und in eine Messehalle vorbereitet worden.

Öfter hörte man die Fragen: War es das falsche Programm für die Häfler? Oder die falsche Ansprache (nur Zeitung – das aber sehr erfolgreich)? Oder mussten alle Häfler an dem Mittwochnachmittag arbeiten? Oder sind die Häfler einfach desinteressiert – nicht nur T-City gegenüber, sondern auch der Kanzlerin? Oder war den Häflern der Weg zum Hanger zu weit, vor allem vor dem Hintergrund, dass in dem Einladungstext stand, der Einlass sei aufgrund der erwarteten hohen Besucherzahl nicht sicher?

Zu der Frage, ob vielleicht einfach keiner Zeit hatte, an einem Mittwoch zwischen 11 und 17 Uhr in den Zeppelin-Hangar zu kommen, kommen wir nach einer kurzen Überschlagsrechnung (Einwohner, Pressereichweite, Altersstruktur, Anteil Beschäftigte etc. berücksichtigend) zu dem Schluss: Mindestens 3.000 potentielle Besucher mit Zeit und Interesse hätte es gegeben. Dieses Potential hat man offenbar nur zu maximal einem Drittel ausschöpfen können.

Die Infostände zu den Projekten wurden gut besucht. Die Besucher, die vor Ort waren, haben sich dort eifrig über die Projekte informiert. Die Mitarbeiter an den Ständen waren fast ständig im Gespräch. Folgende Projekte wurden präsentiert:

– T-City allgemein
– Schwäbische.de auf Entertain
– KindergartenOnline
– De-Mail
– Behörden-Rufnummer 115
– HomeNetwork2.0
– Smat Grid
– Smart Metering
– derButler
– BodyTel
– Tumorkonferenz
– flinc – die spontane Mitfahrgelegenheit
– suchen.mobi
– Interaktives Wandern
– G/On
– Mobile Worker Bundles

T-CityAuf der Bühne wurden neben Projektpräsentationen im Gespräch mit Projektakteuren der Auftritt einer Gruppe von Kindern des Zukünftler-Kindergartens sowie drei sogenannte iPhone-Ratespiele dargeboten. Bei diesem Quiz konnten diejenigen, die eine von der Moderatorin über ihr iPhone gestartetes TV- oder Film-Musikstück erkannten, eine T-City-Tasse gewinnen. Neben der Bühne war das Zukünftler-Wohnzimmer aufgebaut. Das Interesse an dem Wohnzimmer, so berichten die Zukünftler, war überschaubar.

Um ca. 16.00 Uhr kamen dann Bundeskanzlerin Angela Merkel, Ministerpräsident Stefan Mappus, Oberbürgermeister Andreas Brandt, Telekom-Vorstandsvorsitzender Rene Obermann und T-Systems-Chef Reinhard Clemens auf die Bühne. Nach einer Rede von OB Brandt, in der er die Telekom lobte und die Notwendigkeit des Baus der B31 ansprach, bedankte sich Rene Obermann für die lobenden Worte, die Brandt für die Telekom gefunden hatte und sagte u.a. „Das Projekt T-City ist für die Telekom weiterhin wichtig.“

Als auflockerndes Element wurden die fünf Podiumsgäste auf die andere Seite der Bühne gebeten, wo die Zukünftler Vater und Tochter Bachmann im Zukünftler-Wohnzimmer der Bundeskanzlerin Smart Metering und BodyTel erläuterten. Die Kanzlerin stellte lenkende, erheiternde Fragen und trug so entscheidend zum Gelingen des Gesprächs bei. Auch im weiteren Verlauf der Gespräche war sie es, die durch Nachfragen und Kommentare dafür sorgte, dass eine lockere Gesprächsatmosphäre erhalten blieb.

Angela MerkelIm Anschluss sprach Stefan Mappus darüber, wie wichtig Infrastruktur sei (Breitband, Stuttgart 21) und dass Bodensee-Oberschwaben und auch Friedrichshafen wirtschaftlich sehr erfolgreich seien.

Schließlich hielt Frau Merkel eine Rede, in der sie auf die von OB Brandt erwähnte B31 einging und den Besuch eines Staatssekretärs ankündigte, mit dem man der Lösung einen Schritt näher kommen könne. Ein Zitat von Frau Merkel zur T-City: „ Also, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, wird hier gerade der Versuch unternommen, die Stadt technisch durchzustylen“.