Archiv für den Monat: Mai 2010

CeBIT 2010 – Smarter Together in den Städten von morgen?

Der Begriff Smart Cities fällt im Zusammenhang mit den Themen Stadt, Nachhaltigkeit und IT-Anwendungen zunehmend häufiger und bezieht sich dabei auf die vielfältigsten Bereiche – von Bürgerservice über Bildung bis hin zum Gesundheitswesen reichen die Felder, in denen eine Stadt smart ist oder smart(er) werden kann.

Mit dem Leitgedanken Let‘s build a smarter planet – city by city präsentierte sich IBM dieses Jahr auf der CeBIT. Ein Schwerpunkt wurde hierbei – wie der Titel des Messeauftritts bereits verrät – auf Lösungen mittels intelligenter Technologien für die aktuellen und künftigen Herausforderungen von Städten gelegt.

Im Zuge des CeBIT Territory Tag stellte Gerold Gutti (Leader Marketing Software Group Germany) in seinem Vortrag Smarter Cities – Warum Städte? vor dem Hintergrund einer fortschreitenden Urbanisierung, dem demographischen Wandel und den damit einhergehenden sozialen und ökologischen Problemen technische Lösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung zur intelligenteren Stadt dar.

Doch was genau ist eine Smart City oder gar eine Smarter City? Was macht eine Stadt smart bzw. intelligent? Wird eine Stadt durch den Einsatz technischer Lösungen explizit smarter? Das Gemeinschaftsprojekt european smart cities der TU Wien, der Universität Ljubljana und der TU Delft hat sich mit eben diesen Fragen in Bezug auf europäische Mittelstädte beschäftigt und untersuchte sechs Charakteristika  – Economy, People, Governance, Mobility, Environment und Living –, in denen eine Stadt smart sein kann.

Demnach ist eine Stadt smart, „wenn sie anhand der Kombination aus lokalen Gegebenheiten und den gesetzten Aktivitäten von Politik, Wirtschaft und Bewohnern eine zukunftsfähige Entwicklung in den sechs Eigenschaften aufweist“ (Dokument zum Pressegespräch im Oktober 2007). Diese Abgrenzung bezieht IT-Anwendungen in Bezug auf die Smartness einer Stadt nicht notwendig mit ein.

IBM hingegen postulierte auf der CeBIT, dass intelligente Systeme basierend auf IT-Anwendungen eine Grundvoraussetzung für eine smarter city seien. Unter der fortschreitenden Digitalisierung der Gesellschaft müssen Techniken hierbei intelligenter vernetzt und eingesetzt werden.

Vor dem Hintergrund des Demographischen Wandels, so weist Gutti hin, sei es für eine smarter city ebenso wichtig, dass der Einsatz intelligent vernetzter Techniken nicht an den Stadtgrenzen endet, sondern auch die Region einbezieht und überregional wirkt.

Für verschiedene Themenfelder (z.B. E-Government, öffentliche Versorgungssysteme, Bildung) wurden Projekte auf Grundlage intelligent vernetzter Techniken vorgestellt. Räumlich erstreckten sich die Projekte der smarter cities von Karlsruhe (Einsatz einer interaktiven Plattform zur Vergabe von Kindergartenplätzen) über Malta (Ausbau eines intelligenten Stromnetzes) bis in den asiatischen Raum nach Singapur.

Dort erfolgt der Aufbau eines elektronischen Bürgerservices, deren Zugänglichkeit auch für benachteiligte Bevölkerungsgruppen durch die Bereitstellung von Service-Terminals in den jeweiligen Ämtern gewährleistet sein soll. Anhand einer Vielzahl von Projekten wurde so dem Zuhörer präsentiert, wie Städte und deren Bürger sowie lokale Akteure durch den Einsatz von IT-Anwendungen profitieren können.

Gutti sagte dazu: „Wir sind überzeugt, dass wir Lösungen haben, die Welt intelligenter zu machen“. Nach diesen starken Schlussworten blieben dennoch Fragen offen: Sind unsere Städte denn bereits smart bzw. intelligent? Muss also nur die eine oder andere intelligent vernetzte Technik eingesetzt werden und unsere Städte werden smarter?

Hieran schließen sich weitere und vielleicht noch grundsätzlichere Fragen in Bezug auf den Vortrag von Herrn Gutti an: Wie werden die in den Beispielen aufgezeigten intelligenten Systeme in das jeweilige System Stadt eingebettet? Wie bewerten die Bürger und lokalen Akteure die eingesetzten Techniken?

Antworten auf diese Fragen sind hierbei von Bedeutung, da jeglicher Technikeinsatz ohne Akzeptanz und Anwendung eine Stadt nicht smarter werden lassen kann.

Quartiersplattformen als Grundlage für eine stärkere Gemeinschaft in Stadtteilen

Die Quartiersplattform Q+ stellt ein Beispiel für eine Plattform dar, welche explizit für den Austausch und die Vermittlung von Informationen zwischen den Bewohnern eines Stadtquartiers erarbeitet wurde. Sie entstand im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt).

Eingebettet ist die Entwicklung der Quartiersplattform in das Forschungsfeld „Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere“, welches von dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR) betreut wird. In diesem Kontext wurde die Plattform in zehn Pilotprojekten getestet. Jetzt steht allen interessierten Stadtteilinitiativen und Projekten die entwickelte Software kostenlos und lizenzfrei zur Verfügung.

Ziele der Plattform sind nach Angaben des Portals Quartiersplattform.de zum einen die Bereitstellung stadtteilbezogener Informationen und die Stärkung der Kommunikation der Stadtteilbewohner untereinander sowie zum anderen das Voranbringen realer Begegnungen und eines besseren Miteinanders im Quartier. Betreiber dieser Seiten können neben Stadtteilinitiativen und städtischen Dienststellen auch im Stadtviertel ansässige Vereine oder Wohnungsunternehmen sein.

Die Erfahrungen mit dem Einsatz der Plattform in den Modellvorhaben haben laut des Portals gezeigt, dass der lokale Einsatz des Internets eine sinnvolle Ergänzung zu dem klassischen Instrumentarium der Stadtteilarbeit bildet. Beispiele für eingerichtete Quartiersplattformen sind Wuppertal Nordstadt, Tackenberg oder Elbschloss an der Bille.

Auch wenn ein Großteil der Städte in Deutschland bereits über eine eigene Homepage mit Informationen und der Möglichkeit zum Austausch auf Gesamtstadtebene verfügt, bietet eine solche Quartiersplattform noch einmal eine Möglichkeit zum Mitteilen und Erfahren von Informationen, die das direkte und täglich erlebte Umfeld betreffen. Das kann sich auch auf die Gestaltung unseres Alltags und das Leben miteinander auswirken. Somit nimmt das Internet als Medium eine wichtige Rolle ein.

Friedrichshafen führt das „Handyparken“ ein

Seit gestern ist es in Friedrichshafen nach Angaben der Stadt möglich, auf allen öffentlichen Parkplätzen die Parkgebühren einfach und schnell mit dem Handy zu bezahlen. Dadurch wird das aktive Parkscheinziehen am Automaten überflüssig, allerdings auch genauso die Ausrede, dass der Automat kaputt war.

Möglich macht dies das Unternehmen Mobile City. Für die Nutzung gibt es zwei mögliche Varianten. Vielparker können sich einmalig auf der Homepage von Mobile City registrieren. Im Anschluss reicht für das Starten des Parkvorgangs ein kostenloser Anruf bei einer Parkzonen-  nummer, bei welchem der Parkbeginn und die Höchstparkdauer auf einem Band angesagt werden.

Zum Beenden des Parkvorgangs wird erneut ein Anruf bei der Parkzonennummer getätigt, so dass die Parkzeit minutengenau berechnet werden kann. Die Abrechnung wird danach per Bankeinzug oder per Prepaid-Guthaben bei Mobile City vorgenommen.

Personen, die nicht registriert sind, senden einfach eine SMS mit der individuellen Kennung des Parkplatzes, dem eigenen KFZ-Kennzeichen und der gewünschten Parkdauer an die bundesweit einheitliche Kurzwahlnummer 44077. Ob die Autofahrer bezahlt haben oder nicht, können die Kontrolleure mit Hilfe einer Software in den Kontrollgeräten feststellen.

Die Vorteile dieses Verfahrens sind vielfältig. Es spart neben Zeit auch den Gang zum Parkautomaten, macht passendes Kleingeld überflüssig, ermöglicht ein spontanes Verlängern der Parkdauer ohne erneutes Hingehen zum Auto und bietet eine minutengenaue Abrechnung der Parkkosten für registrierte Nutzer. Zudem muss bei registrierten Nutzern die Parkdauer nicht im Voraus festgelegt werden und es besteht laut Mobile City eine volle Kostentransparenz.

Bisher ist dieser Service allerdings nicht in Parkhäusern möglich. Eine Lösung dafür wird aber nach Angaben der Stadt Friedrichshafen für Herbst 2010 angestrebt. Dann wäre Friedrichshafen die erste Stadt in Deutschland, die eine Kompaktlösung für das Parken auf öffentlichen Parkplätzen und in Parkhäusern anbietet.

Da man in Parkhäusern allerdings meistens auf dem Weg zum Auto automatisch an den Kassenautomaten vorbei kommt, ist hier die zu erwartende Einsparung an Aufwand im Vergleich wahrscheinlich eher gering. Dennoch wird das Handyparken für einen Teil der Friedrichshafener mit Sicherheit eine Erleichterung im Alltag bieten.

Behördennummer 115 auf gutem Weg

Ihr direkter Draht zur Verwaltung – mit diesem Slogan wirbt die derzeit im Testbetrieb befindliche Servicenummer 115 für sich. Stop!? 115? Ja, Sie haben richtig gelesen. Zu den bereits etablierten Rufnummern 110 (Polizeiruf) und 112 (Notruf) soll sich nach den Vorstellungen der Ver-  antwortlichen des Bundesministerium des Inneren (BMI) und des Lan-  des Hessen in naher Zukunft die Behördenrufnummer 115 gesellen. Ziel der Initiative um die neue Rufnummer ist es, Behördenanfragen möglichst bürgernah, effizient und innovativ zu bearbeiten.

Anstelle von Warteschleifenhits, Tonbandansagen, der Suche nach der passendenden Behördennummer oder dem Verweis an eine andere Dienststelle sollen Servicecenter (nicht mit Callcentern zu verwechseln) treten, deren Mitarbeiter in der Lage sind, 75% der Nachfragen innerhalb von 30 Sekunden entgegenzunehmen und 55% der Anliegen beim ersten Anruf zu beantworten.

Sollte es doch einmal dazu kommen, dass eine Frage nicht direkt be-  antwortet werden kann, wird der Anruf an die entsprechende Dienst-  stelle weitergeleitet und der Nachfrager erhält innerhalb von 24 Stun-  den eine Rückmeldung per E-Mail, Fax oder Telefon. Das System er-  laubt es den Behörden somit sicherzustellen, dass Anfragen in jedem Fall bearbeitet und idealerweise auch beantwortet werden.

Die Idee einer einheitlichen Behördenrufnummer ist dabei nicht neu.    In den USA existiert bereits seit Mitte der 1990er Jahre die Rufnum-  mer 311 und in Frankreich erreicht man unter 3939 den Service Public France. Das System hat sich seitdem auch unter großem Ansturm be-  wehrt, wie das Beispiel New York City veranschaulicht.

Nach der Einführung der 311 durch Bürgermeister Bloomberg im Jahr 2003 wurde 2007 der fünfzigmillionste Anruf entgegengenommen und im Zuge des Streiks der Verkehrsbetriebe im Dezember 2005 gingen an einem einzigen Tag 240.000 Anfragen ein. Diese Zahlen verdeut-  lichen das Potential einer einheitlichen Behördennummer und dem daraus resultierenden Nutzen für Bürger und Behörden.

Die entstehenden Kosten für Infrastruktur und Personal werden wider Erwarten nicht vom BMI, sondern durch die Telekommunikationsanbie-  ter getragen und an die Bürger weitergegeben. Die Tarife für Anrufe aus dem Festnetz bewegen sich zwischen 7 und 14 Cent pro Minute, während bei Anrufen aus dem Mobilfunknetz zwischen 17 und maximal 29 Cent pro Minute anfallen.

Anfragen außerhalb der Geschäftszeiten (Montag bis Freitag, 08:00 – 18:00) werden hingegen nicht in Rechnung gestellt. Das BMI prognos-  tiziert für die Zukunft sinkende Preise und setzt auf den Wettbewerb zwischen den Anbietern. Ob dieser letztendlich eintritt, bleibt abzu-  warten.

Die Erfahrungen aus den Modellregionen Berlin, Hamburg, Hessen und Nordrhein-Westfahlen sowie in der T-City Friedrichshafen zeigen bereits jetzt, dass das Angebot von den Bürgern sehr gut angenommen wird. Innerhalb der ersten zwei Mona-  te des auf zwei Jahre angelegten Testbetriebs (Start 24.3.2009) wur-  den 500.000 Anfragen bearbeitet und die Stadt Hamburg ermittelte, dass ihre Mitarbeiter innerhalb des ersten Jahres nach Einführung der einheitlichen Behördenrufnummer um 750.000 Arbeitsminuten (ca. 520 Tage) entlastet wurden.

Zuletzt wurde das Angebot der 115 Ende April um ein Gebärdentelefon erweitert, welches die Nutzung der einheitlichen Behördennummer für gehörlose und hörbehinderte Menschen erleichtern soll. Es bleibt spannend abzuwarten, ob sich diese Erfolge in anderen Regionen, in denen die 115 erst nach und nach eingeführt wird, wiederholbar sind.