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e-motion 2012: Start der aktuellen Themenreihe

In Vorbereitung auf die Tagung e-motion 2012 (24.-25.05.2012; Friedrichshafen) werden wir ab sofort in regelmäßigen Abständen Beiträge über Studien, aktuelle Debatten sowie Forschungsergebnisse aus der Begleitforschung zu T-City berichten. Dabei stellen wir in Anlehnung an die zentralen Inhalte der Tagung folgende Themen vor: Smart Cities, Energy (Februar), E-Health (März) und E-Government (April).

Zeitnah zur e-motion Tagung werden wir ein Buch mit den Ergebnissen der Begleitforschung zum Projekt T-City herausgeben, welches sowohl auf den aktuellen Smart City-Diskurs eingeht, als auch die konkrete Umsetzung des T-City Projekts in Friedrichshafen beleuchtet und evaluiert. Weitere Informationen folgen später.

Veranstaltungshinweis: e-motion 2012

Am Donnerstag, den 24.05. und Freitag, den 25.05.2012 wird zum vierten Mal die Tagung e-motion stattfinden. Dieses Mal ist der Tagungsort das Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen.

e-motion bietet ein fachübergreifendes Forum für Wissenschaft und Praxis rund um das Themenfeld „Stadtentwicklung und IuK-Technologien“ und ermöglicht durch Vorträge und Diskussionen einen Rahmen für Ideen, Austausch und Gespräche.

Den Schwerpunkt der Tagung e-motion 2012 werden Vorträge und Diskussionen ausgewählter Ergebnisse der T-City-Begleitforschung sowie anderer Forschungsprojekte darstellen, welche unter den drei Leitfragen
• Wie wird eine Stadt zu einer Smart City?
• Was kann eine wissenschaftliche Begleitforschung zu einer Smart City beitragen?
• Welchen Forschungsbedarf gibt es in dem Bereich Smart City?

näher beleuchtet werden sollen.

Weitere Informationen zu dem Programm der Tagung folgen in Kürze.

Evaluation der T-City Friedrichshafen – Michael Lobeck auf der e-motion 2010

Auf der Tagung e-motion 2010 stellte Michael Lobeck die zentralen Ergebnisse der Begleitforschung zur T-City Friedrichshafen vor. Nach einer kurzen Einführung zum Projekt T-City erläuterte er die Struktur der Begleitforschung und präsentierte dann die Ergebnisse, die sich auf die Einschätzung und Nutzung von IKT durch Unternehmen beziehen, dar.

Herr Lobeck betonte, dass das Konzept des Projektes T-City ausgesprochen ambitioniert sei. Die Deutsche Telekom hatte im Sommer 2006 eine Stadt mit 25.000 bis 100.000 Einwohnern gesucht, die bereit war, sich in einen spannenden, aber ungewissen Prozess der Innovationsentwicklung einzubringen. Es ging nicht nur um die Kooperation zwischen einem Unternehmen und einer Stadtverwaltung, sondern um die gemeinsame Projektentwicklung mit einer ganzen Stadtgesellschaft. Bürgerinnen und Bürger sollten sich ebenso mit Ideen zur Nutzung breitbandiger Technologien beteiligen wie Vereine, Verbände, Unternehmen, Politik und Verwaltung.

Den Wettbewerb, an dem sich 52 Städte aus ganz Deutschland beteiligten, gewann die Stadt Friedrichshafen im Februar 2007 mit einem von zahlreichen gesellschaftlichen Akteuren unterstützen Konzept, das viele interne Bezüge und Synergien erkennen ließ. Die Deutsche Telekom baute noch im Jahr 2007 die festnetzgebundene und mobile Dateninfrastruktur in Friedrichshafen auf. Seit dieser Zeit gehört die Kleinstadt am Bodensee zu den am besten mit Breitband versorgten Gemeinden Deutschlands.

EvaluationDas Geographische Institut der Universität Bonn wurde von der Deutschen Telekom mit der Evaluation des Projektes „T-City“ beauftragt. Ziel der Evaluation ist zum einen die Überprüfung der Erreichung der selbstgesetzten Ziele des Projektes. Die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger soll sich erhöhen, die Standortqualität der Unternehmen ebenso und die Vernetzung der Akteure in der Stadt soll sich verbessern. Neben dieser Wirkungsforschung ist auch eine Prozessforschung von Interesse, mit der erkannt werden soll, wie die Akteure Stadt und Telekom kooperieren, wo es Schwierigkeiten und wo es gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit gibt.

Zur Messung der Zielerreichung setzt das Team des Geographischen Instituts auf einen Methodenmix aus quantitativer und qualitativer Methodik. Neben einer jährlichen standardisierten Telefonbefragung von jeweils zufällig ausgewählten 1.000 Bürgerinnen und Bürgern sowie 150 Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen werden jedes Jahr 30 leitfadengestützte Interviews mit Bürgerinnen und Bürgern und Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen durchgeführt.

Die Interviews werden – anders als die Telefonbefragung – jedes Jahr mit den gleichen Befragten geführt. Zusätzlich werden Presse, Dokumente, Ereignisse dokumentiert und fallbezogen analysiert sowie zahlreiche Interviews mit Projektakteuren und Experten geführt und ausgewertet.

Herr Lobeck stellte ausgewählte Ergebnisse aus der Unternehmensbefragung vor:

78 % der befragten Unternehmen (Stichprobengröße 150 – Stichprobenfehler: +/- 6,6 %-Punkte bei einem Sicherheitsniveau von 95 %) kennen das Projekt T-City.
48 % (+/- 8 %-Punkte) stimmen der Aussage zu “T-City wird die Standortbedingungen in Friedrichshafen entscheidend verbessern.“
Ebenfalls 48 % (+/- 8,0%-Punkte) sind darüber informiert, dass sie sich in das Projekt aktiv einbringen können.
34 % (+/- 7,6 %-Punkte) sehen für sich einen Vorteil durch das Projekt T-City und
19 % (+/- 6,3 %-Punkte) beantworten die Frage “Denken Sie, dass die Interessen und Anforderungen Ihres Unternehmens/ihrer Branche im Projekt T-City ausreichend vertreten sind?“ mit Ja.

Plenum - EvaluationBesonders weist Herr Lobeck auf die Unterschiede zwischen verschiedenen Unternehmenstypen hin. Insbesondere die Größe von Unternehmen hat einen entscheidenden Einfluss auf die Nutzung von Lösungen im IKT-Bereich. So nutzen z.B. mehr als 10 % der kleinen Unternehmen keine E-Mail, mehr als 30 % der kleinen Unternehmen haben keine eigene Homepage und mehr als 80 % der kleinen Unternehmen nutzen keine Telefon- oder Videokonferenzen. Dieser Digital Divide im Unternehmensbereich wird laut Herrn Lobeck noch viel zu wenig beachtet.

Als vorläufige Schlussfolgerung zu der Frage, ob das Projekt die selbstgesteckten Ziele der Erhöhung der Lebensqualität, der Erhöhung der Standortqualität und der Verbesserung der Vernetzung erreicht, lautet die Antwort für alle drei Dimensionen: Ja, aber. Aus den Ergebnissen der empirischen Forschung kann man entnehmen, dass die Nutzer der Technologie das Projekt und die hilfreichen Aspekte von IKT vielfach positiv bewerten.

Während die Bekanntheit des Projektes selbst mit 87 % bei den Bürgern und 78 % bei den Unternehmensvertretern relativ hoch liegt, sind konkrete Ziele, Mitwirkungsmöglichkeiten und Detaillösungen im Projekt kaum bekannt. Auch die Bewertung des Gesamtprojektes und der einzelnen Lösungen ist bei den nicht direkt involvierten Bürgern und Unternehmen eher verhalten.

Die digitale Vernetzung als Treiber neuer Lebens- und Arbeitswelten – was folgt daraus für die Arbeit in der Zukunft?

Die Vernetzung und Digitalisierung betrifft immer mehr Bereiche der Arbeitswelt, so dass bereits jetzt 79 % aller Beschäftigten auf Internet und Telekommunikation angewiesen sind. Welche Veränderungen und Herausforderungen sich damit für die Unternehmen ergeben, betrachtete Dr. Sven Hischke in seinem Vortrag „Wie werden wir morgen arbeiten? Die digitale Vernetzung als Treiber neuer Lebens- und Arbeitswelten“.

Die Arbeitswelt wird zunehmend durch Trends aus dem allgemeinen, globalen und privaten Bereich beeinflusst. Neben der vermehrten Kommunikation in sozialen Netzwerken, dem mobilen Internet, dem flächendeckenden Vorhandensein von Breitband und der Zusammenarbeit von Unternehmen in globalisierten Netzwerken werden auch die Ausgestaltung der Endgeräte bzw. die Benutzeroberfläche wichtiger als die eigentliche Technologie.

Diese verschiedenen Entwicklungen eröffnen vielfältige Möglichkeiten in Unternehmen für eine Arbeitserleichterung sowie neue Geschäftsmodelle und ergeben eine veränderte Kultur der Nutzung der Technologien in den Unternehmen. Zeitgleich bedingen sie aber auch Veränderungen auf Arbeitnehmerseite, so dass sich Ansprüche an Arbeitsformen wandeln und andere Anforderungen entstehen.

Plenum - Sven Hischke In seinem Vortrag stellt Sven Hischke sieben Bereiche vor, die die aktuellen und zukünftigen Veränderungen in der Arbeitswelt beschreiben. Es zeigen sich viele Trends, die weg von der klassischen Bürostruktur hin zu mobilen und flexiblen Arbeitsformen führen. Viele Unternehmen ermöglichen eine Organisation der Arbeit angepasst an die privaten Anforderungen der Mitarbeiter. Dabei verschwimmen die Grenzen von Arbeit und Freizeit, was nicht immer als nachteilig bewertet wird. Die verschiedenen Generationen gehen aufgrund ihrer Einstellungen und Gewohnheit unterschiedlich damit um.

Zunehmend werden aber auch ein Management der Vielzahl an Informationen und der Umgang mit Komplexität nötig, da man bei der Menge an Informationskanälen noch den Überblick behalten muss. Dabei stellt sich die Frage, ob es positiv oder negativ ist, wenn die Mitarbeiter so viele Informationen erhalten. Vielfach erfolgt eine Ablenkung zum Beispiel durch E-Mails von der eigentlichen Arbeit. Daher begrenzen viele Unternehmen auch bereits die Nutzung von E-Mails, Blackberrys etc. Generell müssen die unterschiedlichen Anforderungen und Kompetenzen der verschiedenen Generationen im Umgang mit den verschiedenen Medien- und Informationskanälen berücksichtigt werden.

Durch die stärkere Vernetzung im Unternehmen verändern sich auch Hierarchien und Organisationsstrukturen, welche die Verteilung und Nutzung von Informationen dann für viele ermöglichen. Dadurch bekommt die Beteiligung zum Beispiel in Form von Projekt-Wikis oder internen Blogs eine größere Bedeutung. Dennoch gibt es laut Sven Hischke noch viele Experimente rund um das Enterprise 2.0. Er betont, dass sich neben den verwendeten Tools parallel aber auch das Denken im Unternehmen verändern muss. Die jüngeren Generationen sind den Umgang mit den neuen Medien im privaten Bereich gewohnt und erwarten diese in der Arbeitswelt.

Durch die technische Vernetzung ist aufgrund des vereinfachten Austauschs von Informationen, des Vermehrens von Wissen oder auch des Herstellens von Kooperationen eine zunehmende soziale Vernetzung möglich. Es verändern sich aber auch die Sprache und der Umgang miteinander, da diese schneller und oberflächlicher werden.

Dr. Sven Hischke (Vice President Innovation & Technology Management, Deutsche Telekom AG)Als wichtigen Aspekt betont Sven Hischke, dass die Frage der Sicherheit eine große Rolle in Anbetracht der Offenheit der Medien spielt. Im Gegensatz zu geschlossenen Systemen können solche, die nach außen für die Kunden zum Beispiel geöffnet sind, nicht sicher sein. Mitarbeiter gehen in sozialen Netzwerken oder ähnlichem lockerer mit Informationen um. Hier sind sowohl Vertrauen und Offenheit auf Seite der Unternehmen, aber auch eine Sensibilität auf Seite der Mitarbeiter gefragt.

Den letzten wichtigen Bereich stellt die Spanne der Digital Natives und Digital Immigrants und ihre Ansprüche an unterschiedliche Arbeitsweisen da. Die zukünftigen, jüngeren Arbeitnehmer werden zunehmend dort arbeiten, wo sie die Medien nutzen oder ihre Vorstellungen an Arbeitsweisen umsetzen können. Um die so genannten High Potentials halten zu können, werden sich Unternehmen zukünftig an deren Anforderungen ausrichten müssen.

In diesem Kontext stellte Sven Hischke auch das Innovationscamp „Palomar“ vor, welches 2009 von der Telekom mit 30 Digital Natives in Berlin veranstaltet wurde. In dem Camp sollten Ideen entwickelt werden, wie sich die Teilnehmer die Arbeitswelt der Zukunft vorstellen. Als Ergebnisse entstanden interessanterweise keine neuen Tools oder Medien wie Twitter 2.0, sondern eher soziale Geschäftsinnovationen, der Wunsch nach mehr Menschlichkeit, mehr Haptik und Beteiligungsmöglichkeiten in den Unternehmen und nach der Freiheit des flexiblen Arbeitens.

Als Fazit stellte Sven Hischke heraus, dass die Technik zwar die digitale Vernetzung ermöglicht, aber dass diese Veränderungen letztlich erst durch den sozialen Wandel und die Anforderung der heranwachsenden Mitarbeiter ausgestaltet und gelenkt werden. So ergeben sich als zentrale Herausforderungen für die Unternehmen, dass die Veränderung der Lebensumwelten verstanden werden muss, dass eine Akzeptanz der neuen Arbeitsmethoden und –formen gesichert wird, dass die unterschiedlichen Bedürfnisse der Mitarbeiter beachtet werden bzw. die digitale Kluft geschlossen wird und dass die Auswirkungen auf die Stadtentwicklung eingeschätzt werden müssen.

Die Zukunft der Mobilität – Stefan Carsten auf der e-motion 2010

Zur Ergänzung der Dokumentation der Tagung e-motion 2010 können hier die zentralen Aspekte und Themen des Vortrags „Wie werden wir morgen mobil sein? Mobilität zwischen Stau und Befreiung durch moderne Informationstechnologien“ von Prof. Dr. Stefan Carsten nachgelesen werden, welcher sich mit der Zukunft der Mobilität befasste.

Wie werden wir morgen mobil sein?Am Anfang seines Vortrags stellte Stefan Carsten, Gastprofessor am Institut für Transportation Design an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, zunächst einige Hypothesen zum Umgang mit der Zukunft vor, um eine Rahmung für die in dem Vortrags-Titel aufgeworfene Frage zu legen. In Anlehnung an de Geus (1998) arbeitete Stefan Carsten heraus, dass wir nicht fähig sind, Vorhersagen über die Zukunft zu treffen, da wir mit den heutigen Denkmustern blind für Veränderungen in unserem Umfeld sind.

Wir versuchen demnach stets Probleme mit Erfahrungen aus der Vergangenheit zu lösen und können dadurch Zukünftiges nicht erkennen, wahrhaben oder begreifen. Zur Verdeutlichung der einleitenden Gedanken bezog sich Stefan Carsten auf die Frage, warum wir seit 30 Jahren im Stau stehen und für dieses Problem bisher keine Lösung gefunden haben.

Obwohl wir die Zukunft nicht kennen oder begreifen können, so betonte Stefan Carsten, sind wir durchaus in der Lage, die Rahmenbedingungen für die zukünftigen Entwicklungen  aufzeigen. Vor diesem Hintergrund stellte er die „Anamnese der Mobilität“ vor, die sich aus der Gesellschaft, der Wirtschaft, der technischen Entwicklung und der Politik zusammensetzt.

Anhand der heutigen Entwicklung in diesen vier Bereichen arbeitete er Faktoren heraus, die das Potenzial besitzen, die Art und Weise zukünftiger Mobilität zu beeinflussen. Hierbei bilden die Post-Fossile Gesellschaft, neue urbane Leitbilder und die zunehmende Digitalisierung bzw. das Always-On, welches durch die neuen IuK-Technologien ermöglicht wird, zentrale Einflusssysteme.

Plenum - Stefan CarstenDie zukünftige Mobilität wird vor allem eine größere Vielfalt an Mobilitätsalternativen bieten sowie eine städtische Mobilität sein, wobei Stefan Carsten darauf hinwies, dass unterschiedliche Ausgangslagen, Anforderungen und Bedürfnisse der einzelnen Städte beachtet werden müssen. Die Automobilität wird sich dahingehend entwickeln, dass automobile Dienstleistungen zunehmen, während das Auto als Statussymbol an Bedeutung verlieren könnte.

Dementsprechend wird der nicht-motorisierte Stadtverkehr womöglich als Alternative an Bedeutung gewinnen. Das Fahrrad als neues Statussymbol oder die e-Mobilität können hier das durch den Bedeutungsverlust des motorisierten Autoverkehrs entstandene Vakuum ausfüllen. Im Bereich des öffentlichen Verkehrs werden eventuell multimodale Mobilitätsmodelle eine größere Rolle spielen, die die Kombination verschiedener Verkehrsanbieter bei der Nutzung ermöglichen und optimieren. Durch die technische Entwicklung kann es zu einem spielerischen Umgang im Bereich der Mobilität sowie zu einer situativ optimalen Mobilitätssteuerung kommen.

Was Stefan Carsten für den Bereich der Personenmobilität herausarbeitete, übertrug er schließlich auch auf den Bereich der Logistik. Unter den heutigen Rahmenbedingungen und den sich abzeichnenden Trends wird sich hier das Zusammenspiel von Fernverkehr, Lagerung und Mikro-Logistik in den Städten verändern.