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Der Weg zum Sparen führt über die digitale Schlucht

Auch die nordrheinwestfälische Mittelstadt Arnsberg im Ruhrtal, die zu den Finalisten des T-City Wettbewerbs zählte, spürt mittlerweile die Auswirkungen der leeren Staatskasse in Deutschland und eine damit einhergehende ausgeschöpfte Gemeindekasse. Um dieses finanzielle Loch zu stopfen, baut die Stadt im Hochsauerlandkreis auf eine besondere Maßnahme des Sparens, wie in der Zeit no. 27 vom 1. Juli 2010 berichtet wird.

Viele Städte mit leeren Kassen setzen im Rahmen ihres Sparkurses auf einen neuen Umgang mit Finanzmitteln, indem sie ihre Einwohner durch „Bürgerhaushalte“ auffordern, Vorschläge zu machen, wie und wo Geld ausgegeben und möglicherweise auch gespart werden soll. Arnsberg geht das Problem in einer anderen Form an: Dort werden ebenso Bürger aktiviert – allerdings nicht im Sinne einer E-Partizipation, sondern im traditionelleren Sinne einer ehrenamtlichen Tätigkeit.

Das hört sich zunächst einmal nicht danach an, dass diese Aktivierung der Bürger mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien zusammenhängt. Und doch, das Arnsberger Modell zum Sparen ist ein Weg, der über die digitale Schlucht führt. An mehreren Realschulen unterrichten Schüler ehrenamtlich Senioren im Umgang mit dem PC oder dem Handy und helfen diesen, sich in der neuen technischen Welt zurechtzufinden.

Diese Kurse erfreuen sich bei den älteren Menschen großer Beliebtheit. Die Schüler erhalten als Anerkennung eine Bescheinigung über ihr ehrenamtliches Engagement und können sich selbst in der Rolle eines Lehrers üben. Die Senioren wiederum betreuen im Gegenzug Schüler, die eine spezielle Förderung benötigen.

So können trotz einer leeren Gemeindekasse neue Fördermöglichkeiten geschaffen und gleichzeitig Stück für Stück der Weg über die digitale Schlucht, die auch unterschiedliche Generationen trennt, ausgebaut werden – und diese kann sogar in Zeiten leerer Kassen neu gepflastert werden.

Neue Technologie für Senioren – Überwindung des Digital Divide?

Informations- und Kommunikationstechnologien geben uns heutzutage die Möglichkeit, uns mit unseren Freunden und Bekannten rund um die Welt zu vernetzen. In sozialen Netzwerken finden wir alte Kontakte wieder, sehen, was wer gerade macht, und bleiben über Fotos, Nachrichten und Internettelefonie auf dem Laufenden.

Unsere Eltern, bzw. Großeltern rufen wir dagegen meist auf dem klassischen Weg mit ihrem Festnetztelefon an. Viele freuen sich zwar an Weihnachten über einen Digitalen Bilderrahmen, der ihnen „wundersamerweise“ immer neue Fotos des Enkelkindes zeigt, und viele haben inzwischen auch ein Handy, „für den Fall, dass mal etwas ist“, aber oft sind Hard- und Software der neuen Technologien nicht so aufgebaut, dass Menschen, die nicht damit vertraut sind, leicht einen Zugang dazu finden.

Doch gerade ältere Menschen könnten von neuen Technologien profitieren. Viele sind einsam, weil der Partner verstorben ist, sie Kontakte verloren haben und oft auch in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Diese Menschen bilden eine eigene Zielgruppe, mit eigenen Anforderungen an die Technik, für die spezielle und angepasste Lösungen entwickelt werden müssen.

Dieser Meinung ist auch David Prendergast, Wissenschaflter am Forschungszentrum für unabhängiges Leben (TRIL) in Dublin. Ziel der multidisziplinären Einrichtung ist es, Innovationen für eine alternde Gesellschaft zu entwickeln. Für das Projekt “Building Bridges” hat das TRIL eine eigene Soft- und Hardware- Plattform mit besonders einfacher Menüführung für Menschen mit wenigen oder keinen Computererfahrungen entwickelt.

Der 12 Zoll große Touchscreen wird von einem einfachen PC aus angesteuert und ist mit Lautsprechern und einem Telefonhörer verbunden. Die Technik wurde von älteren Menschen in Irland getestet und auf Grundlage des Feedbacks angepasst.

Es ist noch unklar, ob und wann „Building Bridges“ auf den Markt kommt und wie erfolgreich es sein wird. Aber es ist ein weiterer Schritt, Informations- und Kommunikationstechnik auch für ältere Menschen attraktiv zu machen und an ihre Bedürfnisse anzupassen.

Thementag “Rundum digital – und glücklich?”

Am kommenden Sonntag und Montag (18. + 19.04.2010) gibt es bei WDR 3 und WDR 5 einen Thementag mit dem Titel “Rundum digital – und glücklich?”, auf den wir hiermit hinweisen möchten. In 15 Sendungen über den Tag verteilt werden dabei verschiedene Aspekte und Fragestellungen thematisiert, die mit der schnellen Entwicklung und den Möglichkeiten des Internets sowie deren Auswirkungen auf unsere Arbeits- und Lebensbereiche zusammenhängen. Nähere Informationen lassen sich der Programmvorschau entnehmen.

Nur 35 % der Deutschen nehmen aktiv an der digitalen Welt teil

Die kürzlich von der Initiative D21 veröffentlichte Studie „Die digitale Gesellschaft in Deutschland – Sechs Nutzertypen im Vergleich“ gibt einen Überblick über die Nutzung und die Nutzungsstruktur von Computern und Internet in Deutschland. Ergebnisse des (N)ONLINER Atlas 2009, der ebenfalls von der Initiative D21 erstellt wurde, belegen, dass in Deutschland  70 % der Bevölkerung über 14 Jahren das Internet nutzen, aber nur für 26 % die digitalen Medien einen festen Bestandteil des Alltags darstellen.

Die aktuelle Studie untersucht daher die Ausprägung und Verteilung der Mediennutzung in Deutschland und bietet an Hand der Quantifizierung einen Überblick, wie verbreitet (oder auch nicht) die Nutzung in der Bevölkerung wirklich ist.

Aus den Ergebnissen konnten sechs verschiedene Nutzergruppen abgeleitet werden: Die digitalen Außenseiter (mit 35 % die größte Gruppe), die Gelegenheitsnutzer (30 %), die digitalen Profis (12 %), die Trendnutzer (11 %), die Berufsnutzer (9 %) und die digitale Avantgarde (mit 3 % die kleinste Gruppe). Nähere Details zu den Abgrenzungen und Eigenschaften der einzelnen Typen können der Studie entnommen werden.

Fasst man die beiden am stärksten vertretenen Nutzertypen zusammen, ist der Anteil der Personen, die das Internet nicht oder nur wenig nutzen, mit 65 % sehr hoch. Somit gehört die Mehrheit der deutschen Bevölkerung nicht oder nur bedingt zu der digitalen Gesellschaft. Die digitale Spaltung der Gesellschaft (Digital Divide) ergibt sich laut der Ergebnisse weniger durch den Zugang zum Internet und die Ausstattung mit dem Computer, sondern stärker durch digitale Kompetenz, Wissen, Nutzungsintensität und –vielfalt des Nutzers sowie dessen Einstellung zu den digitalen Medien.

Wie die Ausprägung der einzelnen Aspekte Infrastruktur, Internetzugang, Kompetenz und Wissen ausfällt, wurde für die sechs Nutzertypen aufbereitet. In Bezug auf die Kompetenz und das Wissen hebt die Initiative D21 hervor, dass viele Millionen Deutsche die neuen Medien nutzen, aber über kein umfangreiches Wissen zu den Themen Netz- und Datensicherheit verfügen. Dabei ist das Thema Datensicherheit und –schutz ein wichtiges aktuelles Thema.

Mit der Studie möchte die Initiative nach ihren Angaben ein Instrument bereitstellen, mit dem die Entwicklung der digitalen Gesellschaft in Deutschland in den nächsten Jahren verfolgt und auch gemessen werden kann. Ebenfalls soll sie ein Appell an die Politik sein, sich den Entwicklungen hin zu einer digitalen Gesellschaft anzunehmen und an die einzelnen Gruppen angepasste Maßnahmen zu ergreifen, um die zukünftigen Herausforderungen der digitalen Welt begleiten zu können.

Interessante Ergebnisse in Bezug auf Deutschland und die Mediennutzung enthält auch der bereits oben erwähnte (N)ONLINER Atlas 2009. Dieser zeigt zum Beispiel die Entwicklung der Internetnutzung im Zeitverlauf oder die Verteilung der Internet-Nutzer nach Bundesländern, nach Alter, Geschlecht oder Bildung auf.

Digital Natives

Das Phänomen der Digital Natives wird schon seit einigen Jahren von Akteuren der Forschung wie auch der Wirtschaft verfolgt. Aspekte und Fragen wie Vernetzung, Privatheit und Öffentlichkeit, Wissenstransfer, die Veränderung sozialer Beziehungen oder Multitasking werden dabei thematisiert. Eine gute und interessante Dokumentation zu dem Phänomen stellt die Sendung von 3Sat vom 07.02.2010 dar, die das Thema einmal aus verschiedenen Blickrichtungen betrachtet.

Dargestellt wird der Umgang der Jugendlichen mit dem Medium der Internets, wofür sie es nutzen, was für Vorteile sie darin sehen und wie selbstverständlich die Verwendung ist.

Nicht so medienpräsent oder bekannt wie die oben genannten Entwicklungen ist meiner Ansicht nach die thematisierte Verbindung der Digital Natives mit den Anforderungen der Arbeitswelt. Durch das schnelle, vernetzte und globalisierte Arbeiten entstehen neue Arbeitsformen, die die Arbeitswelt verändern und einen Machtfaktor darstellen können, wie die Sendung gut darstellt. In diesem Rahmen werden also den jungen Generationen nicht nur „schlechte“ Eigenschaften nachgesagt wie das ständige Surfen im Internet oder Spielen von Computerspielen, sondern die positiven Aspekte hervorgehoben, die daraus entstehen und als Potential genutzt werden können. So kann eine schnelle Reaktionszeit, überdurchschnittliche Informationsverarbeitung oder Risikobereitschaft durchaus förderlich für das Arbeitsverhalten der Digital Natives sein, wie Andreas Neef, Willi Schroll und Björn Theis in ihrem Artikel hervorheben. Es wird sich zeigen, welche Qualitäten die Digital Natives entwickeln werden.

Die Sendung betrachtet auch die interessante Frage der digitalen Erziehung. Es stellt sich dabei die Frage nach der Vermittlung von Werten, der Rolle/dem Stellenwert der „analogen“ Eltern gegenüber von „digitalen“ Eltern und auch den möglichen Vorteilen von „digitalen“ Eltern dadurch, dass sie bereits selbst mit den neuen Medien aufgewachsen sind. Im derzeitigen Aufeinandertreffen der zwei Generationen der Digital Natives und der Digital Immigrants werden wohl noch viele Erfahrungen damit gemacht werden, in wie weit sich gesellschaftliche Werte und die Erziehung der Kinder im Zeitalter der digitalen Revolution verändern.

Wichtig ist auf jeden Fall die Förderung der Medienkompetenz, so dass das Potenzial der Digital Natives auch genutzt werden kann und die Kinder und Jugendlichen im richtigen Umgang mit den vielfältigen Möglichkeiten begleitet werden. Wie stark die Nutzung der Medien unter Jugendlichen ausgeprägt ist, kann man einer neuen Studie im Rahmen des Pew Internet & American Life Projects des PewResearchCenter entnehmen, welche Anfang dieses Monats veröffentlicht wurde. Untersucht wurden dabei zum Beispiel das Medienverhalten, die Häufigkeit und die Art der Nutzung den Internets sowie dessen Veränderung seit 2000.

Insgesamt lässt sich sagen, dass das Phänomen der Digital Natives generell durchaus positiv beschrieben wird, auch wenn noch gar nicht abzusehen ist, welche Veränderungen insgesamt damit einhergehen. Dass die digitale Identität und die grenzenlosen Möglichkeiten der Information und der Kommunikation auch Nachteile haben, ist klar.

Spannend ist allerdings auch die Frage nach der Zugehörigkeit zu den Digital Natives, da nicht gleich jedes Kind oder jeder Jugendliche nur auf Grund seines Alters dazu zählt. Entscheidend ist der Zugang zu den Medien, der durch die Situation der Eltern oder durch den Wohnort der Kinder begrenzt sein kann. Räumliche Disparitäten können sich so in Form der digitalen Kluft auf soziale Entwicklungen auswirken. Interessant ist auch der Artikel von Simone Gerdesmeier, die bereits vor zwei Jahren in ihrem Artikel diesen Aspekt sowie andere Entwicklungen der Digital Natives diskutiert.