Archiv für den Monat: Mai 2010

Online-Dialog “Perspektiven deutscher Netzpolitik” abgeschlossen

Die 4. Phase des Online-Dialogs des Bundesinnenministeriums (BMI) zu dem Thema „Perspektiven deutscher Netzpolitik“ ist am Mittwoch abgeschlossen worden. In der 4. und letzten Phase des netzpolitischen Dialogs konnten Fragen und Diskussionsbeiträge zu dem Thema „Schutz der Bürger vor Identitätsdiebstahl und sonstiger Kriminalität im Internet“ gestellt werden.

Am 01.Juni findet die ergänzende Dialogveranstaltung zu diesem Thema statt, bei welcher auch die drei am besten bewerteten Fragen des Online-Dialogs diskutiert werden. Zudem wurden als Grundlage Leitfragen zur Dialogveranstaltung zu den Schwerpunkten Identitätsdiebstahl und Kriminalitätsbekämpfung allgemein aufgestellt.

Die vorangegangene 3. Phase des Dialogs fokussierte das Thema „Staatliche Angebote im Internet“. Auf der Homepage des Online-Dialogs gibt es neben den Leitfragen zu der 3. Dialogveranstaltung, welche am 11.05.2010 stattgefunden hat, auch eine Videozusammenfassung der Veranstaltung.

Insgesamt ist die Beteiligung an dem Dialog nicht so hoch ausgefallen wie bei vergleichbaren Dialogen auf kommunaler Ebene. Zu dem ersten Thema („Datenschutz und Datensicherheit im Internet“) gab es 6 Fragen und Diskussionsbeiträge, zu dem zweiten („Das Internet als Mehrwert erhalten“) 43, zu dem dritten Thema 70 und zu dem vierten Thema noch 18 Fragen und Beiträge.

Dies ist nicht hoch in Anbetracht dessen, dass eine bedeutende Einwirkungsmöglichkeit durch die Beteiligung bestand. Die Ergebnisse des Dialogs werden in die Netzpolitik des Bundesinnenministeriums einfließen und in die künftige Gesamtstrategie der Bundesregierung „Deutschland Digital 2015“ eingebracht.

Dennoch fehlen wahrscheinlich die Bedeutsamkeit und der konkrete Bezug des Themas für die einzelne Person. Auf kommunaler Ebene sehen und erleben wir konkrete Anliegen, bei denen ein räumlicher Bezug besteht und die uns direkt betreffen. Dort entsteht mit unter das Gefühl, durch die Beteiligung auch etwas Lokalisierbares verändern zu können.

Dies steht vielleicht im Gegensatz zu Entwicklungen im Internet, welche weniger greifbar und vor allem weniger beeinflussbar sind, auch wenn hier in Form des Online-Dialoges konkret eine Möglichkeit zur Mitwirkung und so zur Einflussnahme geboten wurde.

Ältere Menschen kaufen häufiger im Internet ein

Der Anteil der Senioren, die online einkaufen, hat sich seit 2005 verdoppelt, wie eine bereits Ende März veröffentlichte Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ergab. Die Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahren hat dabei um 88 % zugenommen.

Im Internet werden von dieser Altersklasse vor allem Computer, Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und Mietwagen gekauft bzw. bestellt. Die bevorzugte Shopping Site ist an erster Stelle Ebay, gefolgt von Amazon sowie Otto, Weltbild und Tchibo. Für die Altersklasse ab 50 sehen die Konsumforscher der GFK weiteres Wachstumspotential.

Aber nicht nur in dieser Altersklasse ist ein Anstieg zu verzeichnen, sondern auch generell beim E-Commerce. Der Umsatz aus dem Online-Handel ist laut einer weiteren GfK-Studie im Jahr 2009 um 14 % im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. 2009 haben die deutschen Konsumenten für rund 15,5 Mrd. € Waren und Dienstleistungen im Internet gekauft.

Damit bleibt das Internet nach GfK der Vertriebskanal mit der höchsten Wachstumsdynamik. Die Ausgaben bei einer Einkaufstour im Online Shop beliefen sich durchschnittlich auf 506 € und stiegen damit um gut 10 %. Das Internet wird neben dem direkten online Einkaufen auch als Entscheidungshilfe für bevorstehende Einkäufe genutzt. Die Bedeutung des Internets als Entscheidungshilfe ist dabei aber nach Angaben einer TNS Infratest Studie stark von der Produktkategorie abhängig.

Im Bereich Medien (Bücher, CDs und ähnliches) wird von rund 70 % Prozent der befragten Internetnutzer vor einer Kaufentscheidung im Internet recherchiert. Vor dem Kauf von Unterhaltungselektronik informieren sich rund 66 % der Konsumenten online und zur Vorbereitung von Urlaubsreisen wird das Internet zu 56 % als Informationsquelle genutzt. Weitere Informationen bietet auch eine Präsentation zur Studie.

Als Hauptgründe für die Nutzung des Internets als Informationsgrundlage vor Kaufentscheidungen gelten das Sparen, die Zeitersparnis und die Suche nach den preiswertesten Angeboten bzw. dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit dem Internet werden aber auch Offline-Einkäufe vorbereitet, wofür 51 % der Deutschen das Internet nutzen.

Dabei wird nach lokalen Händlern für das gewünschte Produkt gesucht oder Produkteigenschaften im Vorfeld genau untersucht. Neben der Suche nach neutralen Informationen und den Erfahrungen anderer Nutzer geht es laut TNS Infratest auch darum, unterschiedliche Meinungen über ein Produkt zu finden.

Diaspora – ein Gegenentwurf zu Facebook?

Auf die Suchanfrage nach dem Begriff Diaspora liefert das Online-Lexikon Wikipedia folgende Definition:

„Der Begriff Diaspora (griechisch διασπορά diaspora = Verstreutheit) bezeichnet seit dem späten 19. Jahrhundert hauptsächlich religiöse oder ethnische Gruppen, die ihre traditionelle Heimat verlassen haben und unter Andersdenkenden lebend über weite Teile der Welt verstreut sind.“

Obwohl die vier jungen Studenten aus New York, die hinter dem Projekt Diaspora stehen, kaum als religiöse oder ethnische Gruppe bezeichnet werden können, geht es nicht mehr und nicht weniger als um den Versuch, eine neue digitale Heimat im Web 2.0 zu schaffen. Facebook, das bisherige Mekka von Soccer moms, Schülern, Studenten und allen anderen, die nach digitaler Vernetzung streben, ist in jüngster Zeit aufgrund des Umgangs mit der Privatsphäre seiner Nutzer verstärkt in die Schlagzeilen geraten.

Matt McKeon, Entwickler in IBMs Visual Communication Lab, veranschaulichte eindrucksvoll, wie sich das Verständnis von Privatsphäre innerhalb des sozialen Netzwerks zwischen 2005 und April 2010 verändert hat. Fotos, Wall Posts und andere Profildaten sind seit der letzten Änderung der Geschäftsbedienungen nicht nur für Freunde und andere Facebook Nutzer, sondern je nach Einstellung auch für das gesamte Internet sichtbar.

Die Vorstellung, private Konversationen, Fotos von Familie und Freunden und andere private Details mit dem Rest der Welt zu teilen, lässt mittlerweile viele Nutzer aufhorchen. Gruppen wie We’re Quitting Facebook mit derzeit 11.357 Mitgliedern (Stand: 20.5.2010), die zum 31. Mai ihre Facebook-Profile löschen wollen, oder prominente Wortführer wie Leo Laporte und Peter Rojas, die ihre Accounts zumindest zeitweise deaktivierten, senden ein starkes Signal an die Facebook Nutzer. Selbst Facebooks Versprechen, demnächst einfachere Datenschutz-Einstellungen zur Verfügung zu stellen, scheint nicht zu überzeugen.

Das Diaspora Team hat es mit Hilfe der Online Plattform Kickstarter.com innerhalb von 20 Tagen geschafft, $176,064 von 5.331 Unterstützern zu sammeln und das ursprüngliche Ziel von $10.000 damit um mehr als das 17-fache übertroffen. Man kann davon ausgehen, dass viele der Spender aus Frustration über Facebooks Geschäftspolitik nach Alternativen suchten und diese schlussendlich fanden.

Mit dem eingefahrenen Startkapital wollen die Mitglieder des Quartetts hinter Diaspora nach ihrem College Abschluss im Sommer mit der Programmierung einer Plattform unabhängigen, dezentralen Infrastruktur beginnen und so ein sicheres, freies soziales Netzwerk schaffen. Den technischen Unterbau bildet dabei das von Tauschbörsen bekannte Peer-to-Peer Protokoll (P2P), wodurch jeder Diaspora Nutzer zum Verwalter seiner Daten wird. Die Kontrolle soll demnach von einer zentralen Instanz (wie z.B. Facebook) an den User übertragen werden, der anschließend über die Veröffentlichung seiner Informationen bestimmen kann.

Neben der finanziellen Rückendeckung hat Diaspora zudem die Unterstützung von Juristen, Programmieren und Beratern gewonnen, die das junge Team auf seiner weiteren Reise unterstützen wollen. Über den zukünftigen (Miss-)Erfolg der Plattform wird neben Faktoren wie Benutzerfreundlichkeit, Verlässlichkeit und Stabilität vor allem die Zahl der Nutzer entscheiden.

Facebook hat derzeit laut eigenen Angaben mehr als 450 Millionen Mitglieder. Eine gewaltige Anzahl, die die Entscheidung erschwert, sich von den bereits geknüpften Kontakten und verlinkten Fotos zu verabschieden. Die Hindernisse, die dem Erfolg des jungen Startup gegenüberstehen, sind damit mindestens so groß einzuschätzen wie die Hoffnung der Nutzer, die sich nicht weiterhin an Facebook binden wollen.

CeBIT 2010 – Facettenreichtum in dem Bereich e-Learning

Betrachtet man die Darstellung des Themenfeldes e-Learning sowohl auf der CeBIT 2010 als auch auf der Bildungsmesse didacta, stößt man auf sehr verschiedene, teils kontroverse Diskurse. Effiziente Lernszenarien sind unumstritten erwünscht. Muss es jedoch direkt das digitale Klassenzimmer sein?

Medienpraktische Erfahrung, die sogenannte IT-Medienbildung, ist in unserer heutigen Gesellschaft ebenso wie Lesen, Schreiben und Rechnen unverzichtbar geworden. Nach Informationen einer Pressemitteilung der CeBIT egab eine IDC-Studie, dass im Jahr 2014 in neun von zehn Berufen Computerwissen unabdingbar sein wird.

Dies bedeutet, dass Schüler nur dann erfolgreich auf den späteren Lebens- und vor allem Berufsalltag vorbereitet werden, wenn die Qualität der Bildung mit aktuellen Entwicklungen Schritt hält und die Nutzung von IT ein Bestandteil des täglichen Unterrichts wird.

Längst betrifft e-Learning nicht mehr nur die Schule, sondern ist auch in der Hochschule und in den Unternehmen angekommen. Dabei sind die digitalen Bildungsmedien auch nicht mehr rein additiv, sondern integrieren sich inzwischen auf völlig neue Weise in die Lerngewohnheiten. Tafel und Kreide bekommen durch das intelligente Multitouch Whiteboard und Computer Verstärkung.

Zudem kommen multimediale Plattformen wie Live[at]EDU, Edunex, Netbooks und Surface-Tische zum Einsatz. Und es bleibt noch abzuwarten, welche Neuerungen in diesem Sommer bei den e-Learning Awards 2010 vorgestellt werden.

Eine Studie des Unternehmens Microsoft ergab, das gerade bei Schülern die Resonanz auf IT-Bildungstechniken sehr positiv ist. Doch dem e-Learning steht auch immer ein e-Teaching gegenüber. Zwar empfindet ein Großteil der Lehrenden die digitalen Bildungsmedien als didaktisch sinnvoll, jedoch stößt man gerade hier auf deutliche Vorbehalte.

Vor allem Unsicherheit in Bezug auf die eigene Medienkompetenz, aber auch Aspekte wie die Sorge vor Urheberrechtsverletzungen oder Gewohnheiten hemmen die Implementierung von modernen e-Learning-Lösungen in den Unterricht.

Es wäre wichtig, dass zukünftig beide Anwenderseiten – Schüler/Lehrer, Student/Hochschullehrer, Angestellter/Personalent-wickler –  von den Möglichkeiten überzeugt sind, damit eine Ausnutzung des großen Potentials der Medienbildung 2.0 erreicht werden kann.

Veranstaltungshinweis: e-motion 2010

Am 11./12.11.2010 findet zum dritten Mal die Tagung e-motion in der Deutschen Welle in Bonn statt. e-motion bietet ein fachübergreifendes Forum für Wissenschaft und Praxis rund um das Themenfeld „Stadtentwicklung und IuK-Technologien“.

In diesem Jahr werden mit dem Schwerpunkt „Arbeit und Wirtschaft“ Aspekte des Einflusses von IKT auf die Arbeitsorganisation, den Handel in der Stadt sowie Verkehr und Logistik beleuchtet.

e-motion 2010

Unter den drei Leitfragen: Wie werden wir morgen…

…arbeiten?
…mobil sein?
…einkaufen?
bieten Vorträge, Workshops und Diskussionen einen Raum für Ideen, Austausch und Gespräche.

Nähere Informationen zu der Tagung folgen in Kürze.